|
|
Informationen Deutsch als Fremdsprache · 16. Jahrgang · Heft 3 · Juni 1989InhaltBeiträge
Anhand der quantitativen Untersuchung von auslandsgermanistischen Curricula aus ganz unterschiedlichen Ländern wird der Nachweis geführt, daß zwischen den einzelnen
Studiengängen in studienorganisatorischer Hinsicht so weitgehende Übereinstimmungen bestehen, die es erlauben, von der Auslandsgermanistik zu sprechen und generalisierend
nach den Implikationen für die Vermittlung fachwissenschaftlicher Inhalte zu fragen. Die in den Curricula vorgesehenen Anteile in Höhe von ca. 15% für die
Literaturwissenschaft und ca. 10% für die Linguistik stehen in Wirklichkeit in wesentlich geringerem Umfang zu Verfügung, weil der Sprachvermittlung wie auch
landeskundlichen Fragen immer wieder Vorrang eingeräumt werden muß. Die tatsächlich für fachwissenschaftliche Lernziele zu beanspruchenden Anteile sind nur dann effektiv
zu nutzen, wenn die Vermittlung disparaten Wissens weitgehend vermieden wird durch eine geeignete Orientierung des gesamten Studienfaches und eine schlüssige
fachdidaktische Konzeption für die Linguistik. Ein Literaturwissenschaft, Linguistik und Landeskunde als die Komponenten der Auslandsgermanistik integrierender Ansatz
wird in einer expliziten semiotischen Fundierung des Faches gesehen. Für die Linguistik wird als durchgehendes fachdidaktisches Leitprinzip das Aufweisen der
syntagmatischen und paradigmatischen Relationen formuliert, in denen die jeweils betrachteten sprachlichen Erscheinungen zu sehen sind.
Es wird versucht, anhand von authentischen Beispielen die semantischen Äquivalente im Neugriechischen zu den deutschen Modalverben festzustellen und zu systematisieren.
Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Untersuchung der Schwierigkeiten, welche griechische Lerner des Deutschen beim Gebrauch der Modalverben haben. Im Anschluß an die
linguistische Analyse werden Gedanken ausgeführt, wie der Fremdsprachenlerner die semantischen Differenzierungen zwischen den beiden Sprachen vermitteln könnte, so daß
seine Schüler zum sicheren Gebrauch der Modalverben geführt werden.
Wegen des relativen Abbaus der deutschen Sprache als Abiturfach ist German-Studies im Universitätsbereich in Großbritannien unter Druck geraten. Universitäten und
Polytechnics bewerben sich um einen kleiner werdenden Pool. Während traditionelle Institutionen wie Oxford und Cambridge auf der philologisch-literarischen
Schwerpunktsetzung beharren, wird der sich im Fach abzeichnende Wandel von der literarischen zur landeskundlichen Orientierung von den Technischen Universitäten und
Polytechnics innovativ angeführt. Hier sind richtungsweisende integrierte Studiengänge z.B. mit Studienkombinationen Betriebswirtschaft und Deutsch geschaffen worden, die
so großen Zulauf haben, daß die meisten Abteilungen für Deutsche Sprache diese Berufsbezogenheit auch in ihr Lehrangebot einbauen wollen, ohne sich jedoch auf
qualifizierte Lehrkräfte oder gar Forschungsaktivität stützen zu können. Das Versäumnis, die literarische und philosophische Tradition zu modifizieren, hat jetzt zu einem
`scramble for students' geführt, das die akademisch intellektuelle Integrität des Faches Deutsch selbst in Frage stellt.
Es gibt, auch in den USA, wohl kaum ein neueres Lehrwerk für die Grundstufe, in dessen Vorwort nicht der Anspruch erhoben wird, den Lerner zur Kommunikation in
Alltagssituationen zu befähigen. Jedoch fällt schon bei flüchtiger Lektüre vieler Lehrwerke auf, daß sie eine erhebliche Anzahl von Wörtern vermitteln, die sich mit
diesem Lernziel nicht recht in Einklang bringen lassen. Die Arbeit untersucht deshalb vier neuere amerikanische Deutschlehrwerke für die Grundstufe systematisch - durch
einen Vergleich der Lehrwerke mit zwei an Kommunikation in Alltagssituationen orientierten Grundwortschätzen (Zertifikat Deutsch als Fremdsprache und Kontaktschwelle
Deutsch als Fremdsprache) und zeigt, in welchen Bereichen die Lehrwerke besondere Defizite aufweisen.
Von der Verunsicherung ausgehend, von der eine ausländische Lehrkraft an einer südkoreanischen Universität befallen werden kann, versucht der Beitrag, den Sinn eines
Germanistikstudiums in Südkorea zu verdeutlichen, indem die fremd anmutenden Regeln, denen ein solches Studium gehorcht, verdeutlicht werden. Allgemeiner mündet der
Beitrag in eine Ortung des gesellschaftlichen Auftrages südkoreanischer Unis, der sich von dem höherer abendländischer Bildungsanstalten beträchtlich unterscheidet.
Anläßlich des 100. Geburtstages der Sofioter Universität werden in biographischen Abrissen die Lehrstuhlinhaber im Bereich Germanistik in den letzten 100 Jahren und die
Situation der Germanistik heute beschrieben.
Die Verfasserin stellt die Situation an Hochschule und Schule dar, basierend auf ihren Erfahrungen aus Fachdidaktik-Unterricht an der Universität und Hospitationen an
verschiedenen Schulen. Sie kommt zu dem Ergebnis, daß an der Schule kein effektiver Deutschunterricht und an der Universität keine effektive Lehrerausbildung stattfinden.
Daran schließen sich Überlegungen zur Verbesserung der Situation an.
|