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Informationen Deutsch als Fremdsprache · 19. Jahrgang · Heft 5 · Oktober 1992InhaltBeiträge
Die Geschichte der Lehrmaterialentwicklung seit dem Ende des 19. Jhs. zeigt, daß trotz vieler Verbesserungen im Detail grundlegende Reformen ausgeblieben sind. Lehrbücher
haben sich in Abständen von ca. 25 Jahren den jeweiligen Schwerpunkten der fachdidaktischen Erkenntnisse angepaßt, ohne ihre Grammatikorientierung aufzugeben. Wenn
kommunikative Kompetenz als übergreifendes Lernziel angestrebt und inhaltlich verwirklicht werden soll, wird nach der Jahrhundertwende das authentische Sprachdokument -
und nicht nur zwischen zwei Buchdeckeln - in den Mittelpunkt des Lehr- und Lernvorgangs treten müssen. Die technologischen Medien vom Computer bis zum Satelliten werden
dabei wichtige Aufgaben zu übernehmen haben.
Auf der Grundlage empirischer Untersuchungen über das Deutschlandbild tunesischer Deutschstudenten werden Aspekte ethnozentrischer Wahrnehmung und durch sie entstehende
Filter thematisiert. Im Zentrum steht ein auch im tunesischen Alltagswissen empirisch nachweisbares, auf deutsche Wirklichkeit bezogenes Wahrnehmungsmuster, das sich im
Deutungsschema vom "starken und immer wieder erstarkenden Deutschland" ausdrückt. Die Ergebnisse werden im Rahmen des konkreten historischen und gegenwärtigen Beziehungs-
und Verknüpfungsgefüges von tunesischer und deutscher Kultur reflektiert.
Die Dominanz der Deutschabteilungen von Universitäten im frankophonen Afrika, die durch ihre Anbindung an das ehemalige französische Bildungssystem eine relativ
einheitliche Struktur aufweisen, führt automatisch dazu, daß auch die Diskussion um Sinn und Aussehen einer afrikanischen Germanistik vorwiegend aus frankophoner Sicht
geführt wird. In Gegenüberstellung von frankophonem und anglophonem (Aus-)Bildungssystem Germanistik werden Probleme, Eigenheiten und mögliche Beiträge der anglophonen
Germanistik herausgearbeitet.
Die zwei Grundpositionen zur Landeskunde im Verhältnis zur Literatur - Landeskunde als "Kontextwissen", das im Rahmen einer "empirischen Literaturwissenschaft" dieser das
nötige Hintergrundwissen liefert (S. J. Schmidt), vs. "Landeskunde und Textwissenschaft" als Kulturwissenschaft (R. Picht) - werden vorgestellt und mit Positionen
konfrontiert, die Ingrid Laurien (Nairobi, Kenia) entwickelt und umgesetzt hat. Es schließen sich Überlegungen zur Unterrichtspraxis an der Makerere University in Kampala
(Uganda) an.
Ein afrikanischer Germanist lebt und wirkt am Schnittpunkt mindestens zweier Kulturen, seiner eigenen und der der deutschsprachigen Länder. Er sollte Kulturgüter in beide
Richtungen vermitteln können. Für ihn stellt sich die Aufgabe, europäisches Nicht- und Halbwissen über den kulturellen Reichtum mindestens seines Volkes beseitigen zu
helfen, indem er die Produkte jahrhundertelanger Kreativität auf dem übersetzerischen Weg "exportiert". Notizen über die Probleme dieser Arbeit sollten im Rahmen einer
zwischensprachlichen und interkulturellen Hermeneutik und Übersetzungswissenschaft zu wissenschaftlichen, aus der konkreten Praxis theoretische Erkenntnisse gewinnenden
Abhandlungen verarbeitet werden.
Bei dem Versuch einer historischen Dokumentation von Deutsch als Fremdsprache in Uganda werden die wichtigsten Stationen des Projekts chronologisch erfaßt und der
politische sowie organisatorische Rahmen, in dem sich diese Entwicklung vollzog, skizziert. Gleichzeitig wird versucht, aufzuzeigen, wie persönliche Initiative und
offizielle Intention seitens der Institutionen sich zusammenfanden bei dem Bemühen, Deutsch sowohl als Degree Course in Makerere wie auch als Unterrichtsfach an den
Sekundarschulen des Landes einzuführen.
An den Universitäten der Arabischen Republik Syrien wird DaF-Unterricht nur im Rahmen des zum Anglistikstudium gehörenden Pflichtfachs "Zweite Europäische Sprache"
angeboten. Aus welchen Gründen entscheiden sich die Studenten für das Deutsche? Unter welchen Bedingungen, mit welchen Lernzielen und welcher Methodik findet dieser
Unterricht statt? Wie sehen die Perspektiven dieses Unterrichts im Hinblick auf den Beschluß des syrischen Hochschulrates aus, Fremdsprachenzentren und germanistische
Sektionen an den Universitäten des Landes zu gründen? Was müßte getan werden, um dem DaF-Unterricht an diesen Universitäten neue Perspektiven zu öffnen? Welche Bedeutung
kommt dabei der Förderung seitens der deutschen Mittlerorganisationen zu? Das sind die Fragen, die der Verfasser zu beantworten versucht.
Dieser Beitrag diskutiert die Situation der Deutschausbildung innerhalb des vietnamesischen Bildungs- und Hochschulsystems. Um die besonderen kulturellen Gegebenheiten
des Deutschunterrichts in Vietnam aufzuzeigen, wird neben einer Darstellung von Aspekten des Bildungs- und Hochschulwesens und speziellen Schwierigkeiten vietnamesischer
Deutschlernender auch ein Einblick in die Arbeits- und Lebensbedingungen von HochschuldozentInnen und StudentInnen an vietnamesischen Universitäten gegeben.
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