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Informationen Deutsch als Fremdsprache · 19. Jahrgang · Heft 6 · Dezember 1992InhaltBeiträge
Die Verfasserin stellt eine Analyse verschiedener Aspekte der Testtheorie im Bezug auf Deutsch als Fremdsprache an. Es werden Vorschläge zum Hör- und Leseverstehen und
einer entsprechenden Aufgabengestaltung gemacht. Es wird die Forderung erhoben, ein zentrales Testgremium einzurichten und die Bestimmungen der PNdS zu modernisieren.
Mündliche Kommunikation erfordert von den Lernerinnen und Lernern bestimmte Fähigkeiten, um Mißverständnissen vorzubeugen und eigene kommunikative Absichten vermitteln zu
können. Die Verfasserin geht v.a. auf die wesentlichen Kriterien der nonverbalen Kommunikation, der inhaltlichen Verständlichkeit und wichtiger phonetischer Aspekte ein.
Zudem befaßt sie sich mit dem Vorgang des Zuhörens und des inhaltlichen Aufnehmens des Geäußerten. Dabei ist es wichtig, daß auch die Lehrenden für ihre eigene Sprech-
und Verhaltensweise Grundlagen aus den genannten Gebieten der Körpersprache, der Verständlichkeit, der Phonetik und des Hörverstehens berücksichtigen, um ihrerseits
Mißverständnissen vorzubeugen.
Der Verfasser referiert den Stand der neurophysiologischen Forschung zur Funktion der Hirnhemisphären, insbesondere zum Problem des Sprachzentrums und der "Kritischen
Periode des Zweitspracherwerbs" (Lenneberg). Es folgen Überlegungen zum Leseprozeß in der Fremdsprache, insofern dieser motorisch-sensorisch bestimmt ist. An Gedanken zu
den großen Hypothesen des Zweitspracherwerbs schließen sich Ausführungen zu neuen Ansätzen in der Hirnforschung an, die zum Ziel haben, die Verarbeitungsprozesse
sprachlicher Reize im Hirn besser zu begreifen. Dies kann Auswirkungen auf den Sprachunterricht haben.
Im theoretischen Teil der Arbeit wird zunächst der Forschungsstand zur Interferenzproblematik im Bereich der Aussprache kurz vorgestellt; anschließend werden Ursachen und
Mechanismen von Ausspracheinterferenz erläutert. Ein Vergleich des phonologischen Systems des Polnischen und des Deutschen bildet zugleich den Ausgangspunkt für eine
systematische Ausspracheschulung im DaF-Unterricht für erwachsene Lerner mit der Ausgangssprache Polnisch. Eine reine Zurkenntnisnahme von Ausspracheregeln reicht für ein
erfolgreiches Kommunizieren in der Fremdsprache nicht aus. Deshalb wird im praktischen Teil der Arbeit ein Modell der Ausspracheschulung vorgestellt und es werden
praktische Übungen vorgeschlagen.
Im Zentrum des Aufsatzes steht die vom chinesischen Fernsehen "regionalspezifisch angepaßte" Fassung des Videosprachkurses Alles Gute. Diese ist paradoxerweise
gerade wegen ihrer Berücksichtigung regionaler Besonderheiten für den Unterricht unbrauchbar. Sie läßt medienspezifische Gesichtspunkte außer acht und spiegelt nur das
oft beklagenswerte niedrige didaktische und methodische Niveau chinesischer DaF-Praxis, das durch Verweis auf vermeintliche "chinesische Traditionen" entschuldigt werden
soll. Der Beitrag plädiert für einen Verzicht auf "Regionalisierung" als Anpassung an eine aus ökonomischen und politischen Gründen defizitäre Praxis und statt dessen für
eine Ausweitung der fremdsprachenpädagogischen Lehrerausbildung unter Einschluß medienkritischer Elemente.
Ausgehend von kurzen Anmerkungen zum traditionell geringen Anteil praktischer Studienelemente in der Universitätsausbildung, wird die Schwerpunktsetzung im Bielefelder
MA-Studiengang DaF beschrieben und innerhalb dieser Schwerpunktsetzung der Stellenwert der Praktika hinsichtlich der Aspekte Konzepte, Erfahrungen, Probleme und
Revisionen dargestellt.
Ausgehend von der Frage, in welcher Weise sich ein Fachtext von einem literarischen Text linguistisch unterscheidet, belegen drei Thesen, daß sich in realen Textvorkommen
"fachliche" und "literarische" Merkmale gegenseitig durchdringen und sich Form und Inhalt weder im literarischen noch im Fachtext voneinander trennen lassen. Demonstriert
wird dies an einem Roman, der deutlich macht, daß der Referenzrahmen literarischer Texte nicht nur fiktional und/oder individuell ist, es also keineswegs nur um die
Erzielung `literarischer' Wirkung geht. Literatur ist ein Seismograph gesellschaftlicher Entwicklung und auch aus diesem Grunde für den DaF-Unterricht von
wichtiger Bedeutung.
Die Bedeutung sprachlicher Fehler ist in der Fremdsprachendidaktik längst erkannt worden. Während allerdings der prophylaktische Weg (Fehleranalyse) immer mehr
Verbreitung und Beliebtheit findet, gibt es in therapeutischer Hinsicht kaum nennenswerte Alternativen zur Fehlerkorrektur. Aus lernpsychologischen und
didaktischen Gründen sollten die Fehler zum expliziten Unterrichtsgegenstand gemacht werden. Daher schlage ich Fehlerunterricht vor und erhoffe mir weitere
konkrete Vorschläge zu dessen Durchführung und Evaluierung.
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