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Informationen Deutsch als Fremdsprache · 20. Jahrgang · Heft 5 · Oktober 1993InhaltBeiträge
Saussure hatte Unrecht. Der Wortschatz ist nicht wie er sagt. Idiomatik ist im Wortschatz nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Jeder, der ernsthaft eine Fremdsprache
lernt, merkt das. Er empfindet den Wortschatz nicht als Schachbrett, sondern als Dschungel. Nur die Linguistik in ihrer muttersprachlichen Betriebsblindheit scheut
weiterhin vor dieser Wahrheit zurück. Hier liegt die unersetzliche Bedeutung der Fremdsprachenlinguistik und namentlich des Faches Deutsch als Fremdsprache, das auf die
Sprache einen wahren Blick haben kann und soll.
Der Aufsatz beschäftigt sich mit soziopragmatischen Phänomenen, die zwischen Bürger(inne)n der ehemaligen Sowjetunion und denen der westlichen, deutschsprachigen Länder
zu interkulturellen Konflikten führen können. Es wird ein kulturanalytischer Ansatz vorgestellt, der "rich points" des Differenten zum Ausgangspunkt nimmt.
Gesprächsthemen (Gehalt), die Semiotik von Geschenken, studentisches Verhalten, die Gastrolle, moralische Bewertungen in Komplimenten, zwischengeschlechtliche
Kommunikationsformen, Anreden und die Gattung der Trinksprüche werden als konfliktträchtige Knotenpunkte der kommunikativen Kulturunterschiede vorgestellt. Anhand der
Trinksprüche wird gezeigt, daß von Fremden keine völlige Verhaltensanpassung erwartet wird.
Der Aufsatz untersucht Direktiv- und lokale Situativergänzungen im Deutschen und Englischen in 1. fremdsprachendidaktischer (Warum machen englische Deutschlerner
hier so viele Fehler? Zwei Erklärungen werden angeboten und Hinweise zur Behandlung im Anfängerunterricht gegeben) und 2. linguistischer Hinsicht:
Kategorisierungsprobleme in beiden Sprachen führen zu einer klaren Unterscheidung zwischen morphosyntaktischer und semantischer Beschreibung. Es wird gezeigt, daß nicht
nur der Verbinhalt, sondern auch die morphosyntaktische Form der Ergänzung deren semantische Rolle (Tiefenkasus) beeinflußt. Die kontrastive Relevanz der syntaktischen
und der semantischen Analysen wird herausgearbeitet und deren fremdsprachendidaktische Relevanz (für fortgeschrittene Lerner) angedeutet.
Die Verfasser geben zunächst einen schematischen Überblick über die Entwicklung der Landeskunde der letzten Jahre. Dabei werden die drei Herangehensweisen, die man mit
den Begriffen kognitiv, kommunikativ und interkulturell bezeichnet hat, idealtypisch dargestellt. Daran anschließend erläutern sie die Zielsetzung des
DIFF-Projekts "DaF - Landeskundevermittlung" und bestimmen Landeskunde als durchgehende Frage- und Planungsperspektive, die in einzelnen Unterrichtsphasen unterschiedlich
stark akzentuiert werden kann. Im letzten Teil begründen sie die Themenwahl und stellen die DIFF-Studieneinheiten vor.
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