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Informationen Deutsch als Fremdsprache · 21. Jahrgang · Heft 1 · Februar 1994InhaltBeiträge
Gegenüber deduktiven Bestimmungen für die Disziplin DaF wird ihre Begründung in praktischen gesellschaftlichen Erfordernissen herausgearbeitet (1.). Die äußeren (2.) und
inneren Bedingungen und Folgen der Disziplinentwicklung (3.) werden beschrieben. Die Disziplin steht als fremdsprachenbezogene im Spannungsfeld zwischen
Kulturimperialismus und Mimikry gegenüber der Monolingualisierung internationaler Kommunikation und bietet besondere Möglichkeiten, zum Fremdverstehen beizutragen - nicht
zuletzt in einer europäischen Perspektive (4.). Die Wissenschaftssprache bildet dafür eine besondere Herausforderung (5.). Neben den Desideraten der weiteren
Fachentwicklung ist die öffentliche Verdeutlichung der durch die Disziplin "DaF" gebotenen beruflichen Qualifikationen eine besonders dringliche Forderung (6.).
Bis in die achtziger Jahre hinein war "Deutschstudium" in Großbritannien im Grunde Auslandsgermanistik. In Studienprogramm und Selbstverständnis orientierte sich die
britische Germanistik überwiegend an der deutschen. Deutschunterricht, der natürlich im Ausland erforderlich ist, wurde in der Regel von Lektoren erteilt. Deutsch war
Lese- und Buchsprache, Medium, nicht Inhalt des Studienprogrammes.
Mit dieser Art von Auslandsgermanistik hat "Deutschstudium" in Großbritannien heute nur noch wenig gemeinsam: das Studium der Sprache (einschließlich Kommunikationsfähigkeit im Deutschen) und deutsche Landeskunde sind oft gleichrangig neben das Studium der Literatur getreten. Das "Studienfach Deutsch" ist Mischfach geworden zwischen Germanistik und German Studies und kann fast nur noch in Fächerverbindungen belegt werden. Der vorliegende Beitrag wertet Zulassungsstatistiken, Studienführer, Handbücher der Fachbereiche und die Ergebnisse der ersten fachumgreifenden empirischen Umfrage zum "Studienfach Deutsch in Großbritannien" aus. Auf empirischer Grundlage zeichnet dieser Aufsatz den Transformationsprozeß des Faches Deutsch an britischen Universitäten nach und zeigt, wie das Fach von den Studentenzahlen her konsolidiert, von der inhaltlich-fachlichen Ausgestaltung her aber in Gefahr ist, richtungslos "student demand" zu befriedigen, ohne selbst Schwerpunkte zu setzen, die zum Verständnis der deutschen Kultur und Gesellschaft und der deutschen Sprache unabdingbar scheinen.
Nach einem knappen Überblick über Genese und Verbreitung der Tandem-Idee wird die inzwischen breitgefächerte Praxis dieses "Sprachenlernens auf Gegenseitigkeit"
vorgestellt, sowohl in der Konstellation Muttersprachler-Nichtmuttersprachler (Individualtandem) als auch des Sprachenlernens/-erwerbens in binationalen Gruppen
(Begegnungssituationen). Dieser Aufsatz beschreibt den aktuellen Forschungsstand, nennt die verschiedenen Institutionen, die Tandem und Sprachenlernen miteinander
verbinden (im Schulbereich, im universitären und außeruniversitären Bereich und in der Lehrerfortbildung) und geht schließlich auf die Hauptunterschiede in den
didaktischen Konzeptionen der verschiedenen Sprachbegegnungsprogramme ein.
Am Beispiel der Situation an der Deutschabteilung der erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Marmara Universität Istanbul wird die Bedeutung des Deutschen als
Zweitsprache in der Türkei betont. Aufgrund der Remigration ehemaliger ausländischer Arbeitnehmer und ihrer Familien verfügt das Land über ein bemerkenswertes Potential
an bikulturell und zweisprachig gebildeten Menschen. Dem gegenüber steht leider ein schrittweiser Abbau der kultur- und bildungspolitischen Aktivitäten. Es wird ein
Forschungskatalog aufgestellt mit der Absicht, durch die vorgeschlagene Kooperation mit interessierten deutschsprachigen Instituten neue Impulse und Perspektiven für die
Germanistik an türkischen Hochschulen zu geben.
Der Artikel greift ein aktuelles Thema auf: die "Interlexikologie und -graphie". Zuerst wird die gegenwärtige Forschungslage vorgestellt. An die Diskussion verschiedener
Definitionsansätze zum Thema "Internationalismus" schließen sich Erläuterungen zu theoretischen und methodologischen Grundlagen sowie zur Rolle von internationalen
Wortschätzen im Fremdsprachenunterricht an.
Nach einer Hypothese Manfred Pienemanns fördert Unterricht den Erwerb sprachlicher Einheiten nur dann, wenn die "Interlanguage" der Lerner/innen sich dem Stadium nähert,
in dem die jeweiligen Einheiten auch ungesteuert erworben werden können. Welche sprachlichen Strukturen nun im Anfängerunterricht DaF tatsächlich erworben werden und
welche Empfehlungen sich daraus für die Progression im Unterricht ableiten lassen, ist Thema des vorliegenden Artikels.
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