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Informationen Deutsch als Fremdsprache · 21. Jahrgang · Heft 4 · August 1994InhaltBeiträge
Auf der Grundlage der bisherigen Forschungsergebnisse zu Transfer und Interferenz wird die Übertragung sprachlichen Wissens in die Interimsprache in eine Theorie des
Zweitspracherwerbs integriert. Transfer wird dabei als interlinguale Ausprägung der Generalisierung verstanden, eine Sichtweise, die die Untersuchungsergebnisse zu
Bedingungen und Ursachen des Transfers in einen Erklärungszusammenhang mit anderen Phänomenen des Zweitspracherwerbs stellt. Darüberhinaus ermöglicht es diese
Interpretation, eine Verbindung zu kognitiven Leistungen des Lerners beim Erstspracherwerb sowie beim Lernen überhaupt herzustellen.
Wider eine Pädagogik des schlechten Gewissens: Der Artikel analysiert die Faktoren, die bei der Einrichtung und Durchführung von DaF-Lehrerausbildungen eine Rolle
spielen. Dabei wird herausgearbeitet, daß die institutionellen Zwänge seitens universitärer Organisationsrahmen und seitens des Bildungssystems die Einlösung eines
handlungsorientierten Anspruchs unmöglich machen. Die Arbeit kommt zu dem Schluß, daß die organisatorische und inhaltliche Gestaltung der Ausbildung den beruflichen
Anforderungen der Lehrertätigkeit entsprechen muß; auch müssen den künftigen Lehrern Verfahren für die Bewältigung der psychologischen Anforderungen des Berufs mitgegeben
werden. Dies alles ist nur möglich, wenn theoretische und lehrpraktische Ausbildung engstens miteinander verknüpft sind und der theoretisierende Anspruch, der vielfach
dominiert, aufgegeben wird.
Drei Jahre nach seiner Unabhängigkeit leidet das Land Namibia noch immer unter den Folgen jahrzehntelanger deutscher Kolonial- bzw. südafrikanischer Mandatsherrschaft.
Die Einführung der "Bantu-Education" und später der Kulturhoheit der ethnischen Gruppen hat zur Zerklüftung innerhalb des Bildungswesens geführt und damit auch zur
Vertiefung der sprach- und soziokulturellen Verschiedenheiten. Mit der Entwicklung einer neuen linguistischen Kompetenz sollte auch eine soziale Kompetenz ausgebildet
werden.
Der Beitrag beschäftigt sich mit grundsätzlichen inhaltlichen und organisatorischen Aspekten der Deutschlehrerausbildung in der Epoche des Umbruchs in den mittel- und
osteuropäischen Ländern, mit besonderer Berücksichtigung der Situation in Ungarn. Der DaF-Schwerpunkt wird in der Arbeit mit der spezifischen Perspektive der
Lehrerausbildung für Deutsch als Nationalitätensprache (für die deutsche Minderheit) ergänzt.
Lernunlust und Motivationsdefizite sind typische Erscheinungen im Fremdsprachenunterricht und erfordern ein stetes Reflektieren der gruppenspezifischen Lernsituation. Im
Fortgeschrittenenunterricht haben sich, im Rahmen eines kommunikativen Ansatzes, Fertigkeitenintegration (Transfer zwischen den Fertigkeiten) einerseits, Transfer
zwischen Fremdsprachenunterricht und Muttersprache andererseits im Bereich der intrinsischen Motivation als motivationsfördernd erwiesen: Sprache wird als ganzheitlich
`bearbeitbar' erfahren. Weil außerdem L1 und L2 durch die Betonung des Aspekts der Kommunikation miteinander verbunden sind, können Fremdsprachenunterricht und
muttersprachliches Umfeld als komplementär angesehen werden. Auf diese Weise steigert sich die Relevanzdichte des Fremdsprachenunterrichts.
In fast allen neueren Lehrwerken des Deutschen als Fremdsprache gibt es ein Kapitel über deutsche Zeitgeschichte. Vier historische Kapitel aus den Lehrwerken Deutsch
aktiv, Sprachbrücke, Sprachkurs Deutsch und Themen, die den Nationalsozialismus zum Thema haben, werden nach fachlich-inhaltlichen und
didaktisch-methodischen Gesichtspunkten untersucht. Die Untersuchung führt zu einer überwiegend kritischen Beurteilung und zeigt, daß die Konzipierung solcher
Unterrichtseinheiten nur durch den interdisziplinären Bezug, den Rückgriff auf die Geschichtswissenschaft und ihre Didaktik möglich ist.
Ausgehend von der Krashenschen Unterscheidung zwischen Sprachenlernen und Spracherwerb wird ein Minimalkrieg von Lehrerfertigkeiten entwickelt, der vor allem
Anforderungen bezüglich der aktiven, aber auch einer linguistisch fundierten deskriptiven Sprachkompetenz umfaßt. Außerdem wird in Anlehnung an M.J. Wallace für das
Idealbild der DaF-Dozentin als "reflective practitioner" plädiert. Ein Kern von DaF-Dozentinnen soll dabei Vorbildfunktion für den ganzen Berufsstand ausüben. Unter den
für die Berufsausübung relevanten Persönlichkeitsfaktoren wird neben extrafunktionalen Qualifikationen besonders interkulturelle Empathiefähigkeit hervorgehoben.
Entscheidend ist, daß Weiterbildung nur erfolgreich sein kann, wenn sie auf einer entsprechend breiten DaF-bezogenen Grundausbildung aufbauen kann und die
Lehrerpersönlichkeit insgesamt den Anforderungen an außeruniversitären DaF-Institutionen gerecht wird.
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