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Informationen Deutsch als Fremdsprache · 22. Jahrgang · Heft 6 · Dezember 1995InhaltBeiträge
An einem historischen Beispiel werden modellhaft Grundprobleme des Kulturaustauschs zwischen Asien und Europa unter Berücksichtigung pädagogischer und
bildungstheoretischer Gesichtspunkte thematisiert. Die exponierte Problemlage fordert die Fähigkeit zum Fremdverstehen und zugleich die zur Beurteilung von
sozio-kulturellen Entwicklungsprozessen, die durch Kulturkontakte mit verursacht wurden. Die Komplexität des Problemvorwurfs belastet in erheblichem Maße das
Selbstverständnis (ausländischer) Lehrer in ihrem fremdkulturellen Berufsumfeld. Aus seiner kulturellen Verunsicherung schließlich wird ein Plädoyer für das entdeckende
Lernen als einer Form interkulturellen Lernens begründet. Der sublimen Dialektik von Eigen- und Fremdverstehen folgend, wird abschließend die Notwendigkeit von
entdeckendem Verhalten an einem signifikanten Beispiel aus der deutschen Nachkriegsliteratur, das ein gegenwärtiges politisch-gesellschaftliches Thema zu seinem
Gegenstand macht, exemplifiziert.
In den nach Fachrichtungen gegliederten Deutschkursen der Studienkollegs wirft die Situierung des Bereiches "Landeskunde" ganz besondere Probleme auf. Ausgehend von der
Feststellung, daß landeskundliches Lernen bei der Studienvorbereitung im Zielland unabdingbar ist, werden vier Ebenen von "Landeskunde" unterschieden und anschließend für
die an Kollegs besonders relevante Ebene der "expliziten Landeskunde" frequente Themen und Formen von landeskundlichen Einzelmaterialien zusammengestellt. Dabei wird
angesichts der Einbeziehung vorhandenen Lehrmaterials deutlich, daß vom Lehrer selbst zu erstellende und öfters zu aktualisierende Themendossiers weiterhin notwendig
bleiben. Für die Erstellung solcher Dossiers werden Grundsätze für Auswahl und Didaktisierung von Materialien genannt. Aus den Überlegungen ergibt sich am Schluß die
Beantwortung der im Titel gestellten Frage: Bestimmte landeskundliche Themenbereiche bieten sich für eine fächerübergreifende Behandlung an, andere Themen haben dagegen
in Inhalt und Methodik eine hohe Affinität zu einzelnen Fachrichtungen und sollten eher dort angesprochen werden. Die eingangs aufgestellte Forderung nach einer stärkeren
Berücksichtigung von Landeskunde mündet abschließend in einige Vorschläge zur Neuorganisation des Deutschunterrichts an Studienkollegs.
Vorgestellt wird eine Methode, die auf Elementen der Schauspielkunst - orientiert an Stanislawski und Strasberg - basiert. Gezielt wird dabei nicht nur auf
intellektuelles, sondern in gleichem Maße auf körperliches und affektives Tätigsein. Die Bildung auch eines sinnlichen und "emotionalen Gedächtnisses" (Stanislawski)
trägt dazu bei, daß die Fremdsprache nicht als persönlichkeitsfremd empfunden wird und Äußerungen in ihr unmittelbar erfolgen können. Im hier vorgestellten Tutorium war
Sprache nicht nur Lerngegenstand, sondern von Anfang an Kommunikationsmittel. Mit Hilfe verschiedener Übungen, Improvisationen und der Realisierung kurzer Szenen von u.a.
Loriot und eines Theaterstücks (einschl. Videoaufzeichnung) wurden alle Bereiche der Sprachkompetenz gefördert, wobei von den Teilnehmenden besonderer Wert auf mündliche
Kommunikation gelegt wurde. Die Erläuterung linguistischer Mittel erfolgte nach den Bedürfnissen der Teilnehmenden. Durch die Auseinanderset-zung mit den Improvisationen
der Teilnehmenden und literarischen Vorlagen kann über den individuellen Dialog hinaus auch ein vertieftes Verständnis für den jeweils anderen kulturellen Hintergrund
entstehen. Eine "elementare Tatsache" (Strasberg) ist jedoch der kreative Prozeß selbst.
Der Erfahrungsbericht gibt praktische Tips für alle DaF-Dozenten, die mit ihren ausländischen Studenten ein Theaterstück aufführen oder einen Theaterkurs auf die Beine
stellen möchten. Theaterspielen bietet die Möglichkeit, Sprache lebendig in konkreten Zusammenhängen zu erleben. Am Beispiel eines zweisemestrigen Theaterkurses (zwei
Wochenstunden) mit taiwanesischen Studenten wird aufgezeigt, wie so ein Kurs konzipiert sein kann, der in drei Schritten langsam von schauspielerischen Improvisationen
über das Inszenieren kleinerer Sprechstücke zur Aufführung eines größeren Bühnenstücks führen kann. Berücksichtigung finden u.a. Punkte wie szenische Vorübungen,
Stückauswahl, Materialbeschaffung, Inszenierungsarbeit, Aufgabenverteilung, Organisation der Proben, Verhältnis zwischen Spielleiter und Spielern.
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