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Informationen Deutsch als Fremdsprache • 25. Jahrgang • Heft 6 • Dezember 1998InhaltArtikel
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Einordnung fachsprachlich ausgerichteter Deutsch als Fremdsprache-Kurse im Rahmen des Angebots deutscher Sprach- und
Kulturseminare an ausländischen Universitäten bzw. speziell in Australien. Zunächst wird auf einige Faktoren Bezug genommen, die die Relevanz der deutschen
Sprache im allgemeinen an ausländischen Universitäten bestimmen oder bestimmen können. Die Diskussionen hierüber sind in einem komplexen Zusammenhang zu
betrachten, der sehr länderspezifisch ist. Im Anschluß an Überlegungen zu diesem Thema wird auf die Situation an australischen Universitäten Bezug genommen, die
derzeit von gravierenden Umstrukturierungen betroffen sind. Im Rahmen entsprechender Maßnahmen ist der gesamte Bildungsbegriff und -anspruch neu zu definieren und
nicht zuletzt damit auch die gesellschaftliche Aufgabe, die den Universitäten heutzutage zukommt. Dies stellt sich besonders für geisteswissenschaftliche
Disziplinen und auch Fremdsprachenangebote als wichtiger Aspekt der Auseinandersetzung dar, was sich bis hin zu einem gewissen Legitimierungsdruck steigern kann.
Ausgehend von diesen Überlegungen wird dann das bisher in Australien einzigartige Angebot eines Studienfachs Wirtschaftsdeutsch im Rahmen der German Studies an
der University of Queensland beschrieben. Dessen Einführung und curriculare Gestaltung, die in weiten Teilen sehr praxisorientiert und interdisziplinär
ausgerichtet ist, wird in Bezug gesetzt zu den oben aufgeführten Fragestellungen und Überlegungen.
DaF im Ausland
Randlage oder Durchgangsort, in dieser Konstellation und in dieser Bewußtseinstopographie taucht Bratislava, Poszony oder Preßburg immer wieder in der
deutschsprachigen Literatur auf – seit der Trennung von Tschechien ist die Slowakei auf dem Weg zu einer neuen Identität, was auch das Selbstverständnis der
Germanistik nicht unberücksichtigt läßt. Im Zuge der wirtschaftlichen Taransformation muß sich das Spektrum der germanistischen Ausbildung nachhaltig verändern,
insbesondere hinsichtlich der Vermittlung von hochspezialisierten Fachsprachen, der Übersetzungskritik auch von »Gebrauchs«- und Fachtexten, der modernen
Linguistik und der pragmatischen Konzeption der Fremdsprachenlehrerausbildung. Ein ausgearbeitetes Curriculum im Sinne der »German Studies«, das neben
Sprachvermittlung, Geschichte, Gesellschaft, Literatur auch Film, Theater, die neuen Medien und die anderen Künste umfassen sollte, kann allein im Prozeß der
Beschleunigung des europäischen Kulturtransfers das Interesse an der deutschsprachigen Kultur und Tradition wachhalten.
Die Fremdsprachenausbildung in Mittel- und Osteuropa war in den letzten Jahren einem starken Wandel unterworfen. Eine Fragebogenuntersuchung von 150 StudentInnen
an der Universität in Ústí nad Labem zeigte, daß die Hauptmotivation für ein Deutschstudium in der Tschechischen Republik das Erlernen der deutschen Sprache und
die damit verbundenen besseren Berufschancen ist. Ústí nad Labem kann hierbei sicherlich mit Städten wie Brünn, Pilsen und Olmütz, in manchen Aspekten aber auch
Prag verglichen werden.
Die Entwicklung der chinesischen Germanistik in den 90er Jahren ist gekennzeichnet durch: 1. weitere Dezentralisierung der Ausbildung; 2. mehr Autonomie und
Freiheit für Hochschulen und Studenten; 3. vielfältige Reformansätze zur Ausbildung flexibler Absolventen mit breiter gefächertem Wissensspektrum. Zu nennen sind
das Angebot von Nebenfächern oder mehr Fachrichtungen innerhalb von DaF, Hinsteuerung auf interkulturelle Germanistik oder Übersetzer- und Dolmetscherausbildung.
Didaktik DaF / Aus der Praxis
Der Aufsatz schlägt vor, textuelles Konzipieren hinsichtlich der Vermittlung von Wissenschaftssprache neu zu situieren, insofern der Unterrichtsraum nicht den
Rahmen des strengen Wissenschaftsbetriebs imitiert, sondern als eigene Kommunikationssituation zum tragen kommt. Das ihm angemessene Ergebnis ist die Einsicht in
spezielle Verfahren textueller Komposition, nicht der Wissenschaftstext selbst, die ihm angemessene Methode das Markieren der für den Wissenschaftstext
spezifischen Verflechtung sprachlicher Elemente aller Ebenen, nicht das Erfüllen normativ gesetzter Kriterien.
Migrantenliteratur erobert allmählich auch einen Platz im Literaturunterricht DaF in den Niederlanden. Die Texte türkischer Autoren haben dabei einen besonderen
Stellenwert, da die Türken zur Zeit die größte mediterrane Minderheit in der Bundesrepublik Deutschland und in den Niederlanden bilden. In diesem Artikel wird von
einem Literaturprojekt in der Schule berichtet, in dem deutsche Gedichte türkischer Migranten in einigen Klassen mit einheimischen und ausländischen Schülern in
der DaF-Literaturstunde behandelt wurden. Die Konkretisierungen der Gedichte beider Schülergruppen werden miteinander verglichen, um zu erforschen, welche Rolle
der kulturelle Bezugsrahmen der einzelnen Schülergruppen bei der Rezeption dieser Texte spielt. Für eine Sensibilisierung für kulturelle Themen haben sich
literarische Texte besonders bewährt, da sich beim Lesen eine gewisse Betroffenheit bei den Schülern einstellen kann, die dazu führt, daß sie bereit sind, sich
mit den dargestellten Problemen auseinanderzusetzen. Aus den Ergebnissen dieses Projektes werden Schlüsse für die Planung künftiger DaF-Literaturstunden gezogen,
wobei die multikulturelle Komponente der Gedichte hervorgehoben wird.
Das Internet bietet für Deutsch als Fremdsprache, zumal verstanden im Rahmen allgemeiner kultureller Vermittlungsarbeit, zwei in ihren positiven Auswirkungen kaum
zu überschätzende Möglichkeiten: 1. Die Gestaltung einer je sprachlich formierten Informations- und Gesprächsgemeinschaft über geographische, politische, soziale
und psychologische Barrieren hinweg. 2. Die Bereitstellung eines prinzipiell unabschließbaren Fundus an Informationen und Materialien aus und über Deutschland, zu
Gesellschaft und Kultur, zur Sprache und zu spezifisch methodischen und fachdidaktischen Anliegen. Diese Möglichkeiten werden am Beispiel einer kommentierten
Lesezeichenliste mit 330 Einträgen in 17 Rubriken (http:// members.aol.com/artefact/daf-links.html) dokumentiert.
In Konzepten zur Vermittlung fremdsprachiger Literatur sowie bei Aufgabenstellungen stößt man oft auf den Widerspruch, daß der literarische Text und seine
Struktur trotz eingeräumter Leseraktivität »objektiver Maßstab« des Verstehens bleiben. Dahinter steht zum einen das dominierende Verständnis von Literatur als
Symbolsystem, zum anderen die Befürchtung, zuviel Zugeständnis an Subjektivität führe zur Beliebigkeit der Interpretation. Literatur dagegen in erster Linie als
Sozialsystem zu begreifen und somit nicht isoliert Texte, sondern Prozesse und Handlungen, die mit und an Texten stattfinden, zu thematisieren, steht im
Mittelpunkt der empirischen Literaturwissenschaft, die aufgrund ihrer konstruktivistischen Orientierung zwischen Wahrnehmen und Interpretieren nicht mehr
unterscheidet. Vor dem Hintergrund dieser Theorie, die kurz skizziert wird, beschäftigt sich der Beitrag mit folgenden Fragen: Was bedeutet literarisch? Was heißt
(angemessenes) Verstehen von fremdsprachiger Literatur? Welche Konventionen spielen dabei eine Rolle? Welche didaktischen Konsequenzen leiten sich daraus ab?
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