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Informationen Deutsch als Fremdsprache • 28. Jahrgang • Heft 5 • Oktober 2001InhaltArtikel
Angesichts der Wendungen der kulturwissenschaftlichen Disziplinen hin zur Leiblichkeit des Menschen und des steigenden Interesses an der Erforschung des Lehrens
und Lernens von Fremdsprachen an diesem Konzept der Leiblichkeit ist es wichtig, der im Thema dieses Vortrages gestellten Frage nachzugehen, weil besonders in den
letzten Jahren ganzheitliches Lernen zu einer Art ahistorischem modischen Trend geworden ist, der sich aus sich selbst zu speisen scheint. Die Autorin verfolgt
mit diesem Beitrag das Ziel, wichtige historische Wurzeln des ganzheitlichen Lernens offenzulegen, um so die Verschränkungen und vor allem aber die zentralen
Unterschiede von ganzheitlichem Lernen und Leiblichkeit zu verdeutlichen. Es zeigt sich dabei, daß die Unterschiede zwischen beiden Konzepten gewichtig sind.
DaF im Ausland
An der Nanjing Universität in der VR China findet schon seit vielen Jahren ein Sprachaustausch zwischen chinesischen und deutschen Studierenden statt. Die Autorin
war von 1996 bis 1999 als DAAD-Lektorin an der Nanjing Universität und hat in diesem Zeitraum die Tandems beobachtet und Erhebungsdaten zu über 50 Tandems
gesammelt. In dem vorliegenden Beitrag werden die Fragebogenuntersuchungen und Leitfadeninterviews ausgewertet und analysiert. Dabei geht es sowohl um die
Erwartungen und Ziele der Studierenden vor Beginn der Sprachpartnerschaften als auch um die Erfahrungen der Studierenden mit der Tandemarbeit. Neben der
vorwiegend quantitativen Auswertung der Fragebögen gibt die Auswertung der Interviews Aufschluß über die Themen und Inhalte sowie über die Interaktion und das
Lernen im Tandem. Anhand von Themen wie der Bombardierung der chinesischen Botschaft in Belgrad und der chinesischen Medien wird das unterschiedliche
Kommunikationsverhalten von Chinesen und Deutschen dargestellt. Außerdem wurde untersucht, welche Faktoren für das Gelingen eines Tandems maßgeblich sind und
welche Gründe zum vorzeitigen Abbruch eines Tandems führen.
Die Untersuchung umfaßt alle Unterlagen eines kompletten Bewerbungsprozesses. Sie konzentriert sich dabei besonders auf den kontrastiven Vergleich zweier
Kulturen. Es wird empirisch untersucht, zu welchem Zweck auf die Frage nach Kenntnissen über die Firma eingegangen wird; damit soll eine Orientierungshilfe für
Bewerbungsgespräche angeboten werden.
Der Beitrag behandelt die Frage, wie in neu eingerichteten wirtschaftswissenschaftlich orientierten Studiengängen deutsch-chinesischer Hochschulkooperationen der
Deutschunterricht im Hinblick auf die Zielsetzungen der Programme reformiert werden müßte. Es werden einige solcher Modellstudiengänge vorgestellt. Einer
eingehenden Analyse wird dabei der Wirtschaftsstudiengang an der Germanistischen Fakultät der Shanghai International Studies University unterzogen, der in
Kooperation mit den Universitäten Bayreuth und Heidelberg aufgebaut wird. Um Maßstäbe für die Erfolgsaussichten und eine Basis für die Zielorientierung zu finden,
werden die bildungspolitischen und arbeitsmarktrelevanten Rahmenbedingungen untersucht. Auf dieser Grundlage wird der Entwurf eines reformierten
Deutsch-Curriculums entwickelt.
Angesichts der sprunghaft angestiegenen Zahl chinesischer Studienbewerber für deutsche (Fach)Hochschulen und der hohen, auch persönlichen Investitionen in ein
Auslandsstudium stellt sich immer dringlicher die Frage nach der persönlichen Eignung und der Sprachlernfähigkeit der Bewerber. Die Autorin hat zusammen mit einem
deutschen Beraterteam ein Test- und Prüfungsverfahren entwickelt, erprobt und erfolgreich eingesetzt, mit dem sie mit großer Zuverlässigkeit aus dem Umgang mit
den Englischkenntnissen auf die Lernfähigkeit für die deutsche Sprache rückschließt, noch bevor der Deutschunterricht begonnen hat. Die Erfolge zweier Teilgruppen
an den Studienkollegs Köln und Coburg bestätigen fast ausnahmslos die sehr frühe Prognose. Das ausführlich dargelegte und begründete Auswahlverfahren kann als
neuer und praxiserprobter Weg zur Messung von sprachlicher Lern- und Studierfähigkeit gelten.
Lernen lernen wird als ein Konzept für die Lehrerausbildung für morgen vorgeschlagen. Ausgehend von der positiven Einschätzung der Lehrerausbildung durch das
Goethe-Institut Peking fordert der Autor dazu auf, den Blick in die Zukunft zu richten. Lernen lernen als Schlüsselkompetenz sollte sowohl für die Lernenden als
auch für die Lehrenden, insbesondere die in der Aus- und Fortbildung, interpretiert werden. Das bedeutet eine doppelte Aufgabe für den Seminarleiter: die
Auszubildenden zu einer neuen Lehr- und Lernhaltung anzuleiten, die gesellschaftliche, pädagogische und fachdidaktische Entwicklung in China und im Ausland im
Auge zu behalten und Anregungen für ihre eigene Arbeit zu gewinnen.
Aus der Arbeit des FaDaF
Tagungsankündigungen
Über die Autoren
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