Informationen Deutsch als Fremdsprache • 31. Jahrgang • Heft 4 • August 2004
Inhalt
Mitteilung der Redaktion
zum Beitrag
Artikel
- Ursula Boos-Nünning und Thomas Schwarz
Traditionen der Eingliederung von Migranten in der Bundesrepublik Deutschland am Beispiel der Bildungs- und Sozialpolitik
Zuwanderungspolitische Modelle und die bildungs- und sozialpolitischen Konzeptionen für Kinder aus Zuwandererfamilien bildeten nur in der ersten Phase der
deutschen Einwanderung, als es um Vertriebene und Flüchtlinge ging, eine Einheit – und dieses Modell war erfolgreich. Die Gruppen der Arbeitsmigranten, der
Flüchtlinge und der Aussiedler hatten nicht nur wechselnde und inkonsistente Politiken, sondern darüber hinaus Widersprüche zwischen den beiden Politikbereichen
zu ertragen mit der Konsequenz, daß wenig bewirkt wurde. Entscheidungsschwächen auf der Ebene des Zentralstaates und föderalistisches Kompetenzgerangel in den
Bundesländern haben eine effektive Politik, aber auch den Ausbau angemessener Bildungs- und Beratungsangebote verhindert. Die Schwächen und Fehler der
Vergangenheit wirken sich bis in die Gegenwart aus.
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DaF im Ausland
Was kann Aktionsforschung zur Praxis des Fremdsprachenunterrichts Deutsch beitragen?
Der Unterricht im Fach Deutsch als Fremdsprache in den Ländern der Dritten Welt mit kolonialer Vergangenheit muß sich auf Grund der politischen und
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen prioritär die Existenzanalyse zu eigen machen. Dies ist nur dann möglich, wenn Unterricht so gestaltet wird, daß Schüler
dadurch zu einer kritischen Betrachtung der gesamtgesellschaftlichen Situation angeregt werden. Im Beitrag werden Wege aufgezeigt, wie man mit der
Aktionsforschung zu Reflexionen und Aktionen verhelfen kann, mit dem Ziel, die bestehende Wirklichkeit positiv zu verändern.
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Corinna Scheurer
Sprachpraxis und Fremdverstehen in der Auslandsgermanistik: Eine Seminarkonzeption für französische Studierende der Germanistik
In diesem Beitrag wird die Konzeption eines Seminars für französische Studierende der Germanistik entwickelt, das dem Themenkomplex des Fremdverstehens gewidmet
ist. Eingedenk der erkenntnistheoretischen Prämisse, daß die Fremdwahrnehmung den eigenkulturellen Voraussetzungen unterliegt, bietet diese Veranstaltung den
Studierenden in enger Anlehnung an das Begriffspaar »Heimat – Fremde« vielfältige Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit der deutschen Sprache und Kultur.
Anhand verschiedener Beiträge aus Literatur, Film und der zeitgenössischen Presse erproben die Studierenden unterschiedliche schriftliche und mündliche
Ausdrucksformen und praktizieren einen Blick auf das Fremde, der auch die Erkenntnis eigener innerpsychischer Fremdheit mit einschließt. Neben einem kurzen
Gesamtüberblick über das Seminarprogramm werden Konzeption und Durchführung zweier Seminarsitzungen ausführlich dargestellt.
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Stefan Hajduk
Sprache als Fremde. Deutschlernen gestern und heute am Beispiel Indiens
Dieser Beitrag zeigt, daß Fremdsprachenlernen neben dem anerkannten Nutzen für die berufliche Qualifikation auch in pädagogisch-philosophischem Sinne zur
Ausbildung von ethischen Werten wie Toleranz beiträgt. Die dafür unabdingbare Anerkennung des Anderen als solchem kann freilich nur dort gelingen, wo die
wahrnehmungsästhetische Basis im Medium der Sprache genügend sensibilisiert ist. Dies kann durch die eminente Fremdheit des Deutschen, welche dessen
Bildungsfunktion im englischsprachigen Universitätssystem Indiens profiliert, gefördert werden. Über die Funktion der Kontrastbildung lassen sich zudem die
eigenkulturellen Strukturen Indiens samt ihrer gegenwärtigen Entwicklungstendenzen deutlicher ins Auge fassen.
In der Perspektive des traditionellen Bildungsbegriffes Humboldtscher Prägung wird vertieftes Fremdsprachenlernen über seine individuelle und gesellschaftliche
Pragmatik hinaus als symbolisches Initiationsmoment in die eigene Fremdheit verstanden. Solche sprachlich vermittelte Selbsterschließung des Anderen in uns ist
als Ermöglichungsbedingung interkultureller Wahrnehmung skizziert.
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N. Anuradha Srinivasan
Interkulturelles Konzept beim Fremdsprachenerwerb – zwischen Theorie und Praxis. Überlegungen zu einem DaF-Lehrwerk für indische Lerner der Altersgruppe 19–24
Mit diesem Beitrag wird der Versuch unternommen, das interkulturelle Konzept im DaF-Unterricht in einem vom deutschsprachigen Raum entfernten Land wie Indien in
die Praxis umzusetzen. Der Beitrag erläutert die Unterrichtssituation anhand einiger Aspekte des interkulturellen Lernens. Eine Lektion, die nach diesem Konzept
für indische Lerner gestaltet worden ist, bietet eine Möglichkeit zur Diskussion über ähnliche Situationen in anderen Ländern.
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Dietmar Rösler
Der Chinese unter anderen. Repräsentationen konkreter Fremde und konkreter Fremder in einsprachigen Lehrwerken
Weltweit vertriebene DaF-Lehrwerke können auf die Spezifika konkreter Lernender in bestimmten Ländern nicht eingehen. Auf dieses Defizit ist auf unterschiedliche
Weisen reagiert worden, mit der sog. Regionalisierungsdiskussion ebenso wie mit Versuchen, ein fiktives ›anderes‹ Land als Handlungsort in ein Lehrwerk
einzuführen. Außerdem findet sich, in den letzten Jahren verstärkt, der Versuch, konkrete Fremde in den weltweit vertriebenen Lehrwerken zu Wort kommen zu lassen.
In diesem Beitrag werden, illustriert am Beispiel der Vorkommensweisen von Asiaten und Asiatischem in neueren einsprachigen DaF-Lehrwerken, die Funktionen
konkreter Fremde in einsprachigen Lehrwerken systematisiert. Unterschieden wird dabei nach beliebigen Erwähnungen, konkreten Beispielen als Anstoß zu
Kontrastierungen durch die Lernenden, ›authentischen‹ Asiaten als landeskundlichen Vergleichsgegenständen, konkreter asiatischer Fremdheit als Anlaß zur
interkulturellen Reflexion, der Anwesenheit der Fremden im deutschsprachigen Raum als landeskundlich relevanter Information, dem Transfer chinesischer Weisheiten
auf das Sprachenlernen und der Exotisierung in literarischen Texten.
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Feruzan Akdogan
Das neue Ausbildungsprogramm für Deutschlehrer an türkischen Universitäten – kompatibel und zukunftsträchtig? Ein kritischer Erfahrungsbericht am Beispiel der
Universität Marmara
Anliegen dieses Berichtes ist eine erste umfassende wie auch kritische Ist-Analyse der 1998 in Kraft getretenen Hochschulreform als grundlegender Neuansatz für
die Lehrerausbildung an Erziehungswissenschaftlichen Fakultäten türkischer Hochschulen. Trotz sukzessiver Umsetzung des neuen Curriculums an der Abteilung für
Deutsche Sprache und ihre Didaktik der Universität Mamara kann nach nunmehr vier Jahren eine erste Bilanz gezogen werden. Das Curriculum wird nach seiner
Schlüssigkeit hinterfragt und es werden Fragen nach der Kompatibilität mit vergleichbaren europäischen Ansätzen und damit verbunden der Aktualität und Meßbarkeit
von Aktualität wie auch Qualität gestellt. Erste Antworten werden gegeben und mögliche denkbare Konzeptionen für eine langfristige Perspektive des neuen
Curriculums aufgestellt.
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Didaktik DaF / Aus der Praxis
Erzählte Geschichte/n. Geschichtliche Erfahrungen im Mediumder Fremdsprache. Zur Übereinstimmung von Hochschuldidaktik und
Fachdidaktik im Fremdsprachenstudium
Der Beitrag befaßt sich mit der Frage, wie anerkannte lerntheoretische und fremdsprachendidaktische Positionen in der universitären Ausbildung für
Fremdsprachenlehrkräfte glaubwürdig umgesetzt werden können. Nicht nur im Hinblick auf die Dynamik der Lernprozesse, sondern auch im Hinblick auf die zukünftige
berufliche Praxis scheint es von erheblicher Bedeutung zu sein, welche subjektiven Erfahrungen Lehramtsstudierende beim eigenen (auch universitären)
Fremdsprachenerwerb machen konnten.
Sowohl konstruktivistische Lerntheorien als auch der kommunikative Ansatz sehen den Lernenden als Subjekt seines eigenen Lernprozesses. Es müssen also
(kooperative) Situationen geschaffen werden, die es erlauben, vorhandenes Wissen und eigene Erfahrungen einzubringen und sich davon ausgehend weiter zu
entwickeln. Ein selbst verantwortetes Lernen kann jedoch nur dann einsetzen, wenn eine Aufgabenstellung auf der emotionalen Ebene entsprechend positiv bewertet
werden konnte. Für eine dauerhafte Motivierung ist es notwendig, daß dem Lernen bzw. dem angestrebten Lernergebnis ein persönlicher Sinn zugeschrieben werden
kann.
Nach einer theoretischen Erörterung werden die angesprochenen Punkte am Beispiel eines universitären sprachpraktischen Seminars für angehende Deutschlehrkräfte in
Ungarn erläutert und diskutiert. Das Seminar befaßte sich inhaltlich mit der jüngsten Geschichte Ungarns.
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Berichte
zum Beitrag
Tagungsankündigung
- Workshops des Kontaktstudiums »Sprachandragogik – Fremdsprachen für Erwachsene« am 8./9. Oktober 2004 in Mainz: »Und wo bleibt die Aussprache? Wege
zur Vermittlung von Rhythmus, Intonation und Artikulation der Fremdsprache«
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Beitrag
Rezensionen
- Gabriele Leupold; Eveline Passet; Olga Radetzkaja; Anna Schibarowa; Andreas Tretner: Spurwechsel (Viola Theunissen)
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