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Informationen Deutsch als Fremdsprache • 32. Jahrgang • Heft 6 • Dezember 2005InhaltArtikel
Der Verfasser erläutert in seinem Beitrag anhand von Beispielen aus der Unterrichtspraxis und vor dem Hintergrund seiner Erfahrungen als DaF-Lehrer in den
Niederlanden die folgenden neun Thesen:
1. »Sprachen lernt man, indem man sie lebt« (Butzkamm 2004) – Länder erlernt man, indem man an ihrem Leben teilhat. 2. Die Professionalität und die Phantasie des Landeskundelehrers sollte darauf gerichtet sein, die Lebenswelt des anderen Landes in den Unterrichtsraum zu holen und dessen Begrenzungen virtuell und immer wieder auch real zu durchbrechen. 3. Im Landeskundeunterricht geht es in erster Linie nicht um das andere Land, sondern um die Lernenden in ihrer Begegnung mit der anderen Lebenswelt. 4. Landeskunde ist Gegenwartskunde. Dies ist eine Frage der Perspektive und bedeutet nicht die Ausklammerung von Geschichte. 5. Landeskunde muß auf der Höhe ihrer Zeit sein. 6. Landeskunde lehrt und erforscht Begegnungsgeschichte. Die Lernenden (und Lehrenden) tragen ein breites Potential an historisch gewachsenen Fremd- und Selbstbildern in sich. Landeskundedidaktik aktiviert und problematisiert dieses Potential. 7. Landeskunde ist ein inhaltlicher Teilbereich des Fremdsprachenunterrichts. Sie unterliegt deshalb denselben methodischen Richtlinien wie das Erlernen der übrigen Bereiche der Fremdsprache. 8. Das übergreifende Lernziel des Fremdsprachen- und Landeskundeunterrichts ist die Partizipation an der Sprach- und Lebenswelt des anderen Landes. Die Methodik des Unterrichts entwickelt Lernangebote, die diese Partizipation reflexiv und nachhaltig machen. 9. Reflexive Partizipation bildet als Kulturtechnik die Voraussetzung für eine transnationale europäische Bildung. DaF im Ausland
Trotz seiner europäischen Randlage machen sich im Fremdsprachenunterricht Armeniens bekannte Tendenzen bemerkbar: die Zahl der Englischlernenden steigt, während
sie bei den meisten anderen Sprachen abnimmt. Für das Deutsche zeichnet sich dadurch im Schulbereich eine Stellung als zweite Fremdsprache an einigen besonders
geförderten Lehreinrichtungen ab, ein Rückgang bei den Germanistikstudierenden und bei denjenigen für den Lehrberuf mit Deutsch als Unterrichtsfach. Stabile
Lernerzahlen sind für das berufs- oder ausbildungsbezogene Deutschlernen zu erkennen.
In der vorliegenden Arbeit soll der Stellenwert des Deutschen als Fremdsprache bei türkischen Erwachsenen untersucht werden. Auf der Grundlage eines kurzen
historischen Exkurses wird zunächst in die heutige Situation des Deutschen in der Türkei eingeführt. Um ein Profil der erwachsenen Deutschlerner erstellen zu
können, wurde eine Umfrage zu Motivation, Lernzielen und allgemeineren Einstellungen zum Deutschlernen durchgeführt, deren Ergebnisse hier diskutiert werden.
Die Frage, welches Deutsch im DaF-Unterricht vermittelt werden soll, wird mit Hinblick auf die Darstellung der Deutschschweizer Sprachsituation in drei gängigen
Lehrwerken für die Grundstufe diskutiert. Die Untersuchung zeigt, daß Moment mal! die von deutschem und österreichischem Usus abweichende Verwendung von
Dialekt und Standardsprache in der Schweiz realistisch vermittelt, während Themen neu und Stufen international lediglich einzelne Dialektproben
enthalten und die Existenz einer schweizerhochdeutschen Standardsprache übergehen.
Didaktik DaF / Aus der Praxis
An die medienkritische Debatte Mitte der 90er erinnernd, werden die Chancen eines rechnergestützten Fremdsprachenunterrichts an peripheren Standorten
herausgestellt, soweit diese im Lichte der Praxis begründbar sind. Dabei wird von der konstruktivistischen Fachliteratur in Relation zu kritischen Einwänden
ausgegangen und das Konzept an Hand eines genuin internetgestützten Landeskundeprojekts mit DaF-Lernern der Mittelstufe überprüft. Während sich das Internet an
entlegenen Standorten als »virtuelle Lehrmittelsammlung« bewährt, ergeben sich hinsichtlich der Sozialformen Widersprüche. Im Bereich der Lernerautonomie müssen
Erwartungen problematisiert werden. Die Unterrichtskommunikation muß sich neu behaupten.
Das Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, das Anforderungsprofil der deutschen Berufspraxis an Studenten des Faches Deutsch als Fremdsprache genauer festzulegen,
um so zu einer Diskussion über das Curriculum des Faches beizutragen. Hierzu wurde eine Umfrage unter Betrieben in Deutschland durchgeführt, in denen englische
DaF-Studenten ein Praktikum absolvieren. Die Ergebnisse belegen, daß die Firmen Schlüsselqualifikationen wie zum Beispiel ›Teamfähigkeit‹ und ›IT (=
Informationstechnik)-Kenntnisse‹ einen wesentlich höheren Stellenwert beimessen als reinen Sprachkenntnissen.
Dies gilt auch für interkulturelle Kompetenz, die von den befragten Unternehmen als sehr wichtig eingeschätzt wird. Allgemeinen Kompetenzen wird mehr Wert beigelegt als fachlichem oder landeskundlichem Wissen. Im sprachlichen Bereich ergibt sich ein eindeutiger Vorrang für die mündliche Kompetenz, insbesondere im Umgang mit Arbeitskollegen, das heißt in der Befähigung zur Teamarbeit. Die Ergebnisse aus der Berufspraxis zeigen, daß das Konzept der Schlüsselqualifikationen, wie es in der Allgemeinen Didaktik diskutiert wird, Eingang in das fremdsprachliche Curriculum finden muß. Auch die Ausbildung im Bereich DaF muß einen Schwerpunkt auf die Vermittlung dieser Qualifikationen legen. Didaktische Überlegungen zur Gestaltung des Curriculums müssen hier ansetzen.
Ausgehend von aktuellen Tendenzen innerhalb der Germanistik in Richtung auf eine ›interkulturelle‹, kulturwissenschaftlich erweiterte Literaturwissenschaft ist
eine kulturwissenschaftlich und themenorientierte ›interkulturelle Literaturdidaktik‹ zu entwikkeln, die literarische Texte in den Zusammenhang von Kulturthemen
stellt und als Teil des umfassenden Symbolsystems der fremden Kultur versteht. So können zum Beispiel anhand neuester deutschsprachiger Liebesgedichte
Veränderungen der gesellschaftlichen Verhältnisse ebenso wie veränderte Einstellungen und Konzepte im Bereich von Liebe, Ehe, Familie usw. erschlossen werden.
Daraus, daß der Fremdsprachenunterricht bereits entwickelte Medienkompetenz um interkulturelle landeskundlich-vergleichende Momente erweitert, wird die
Notwendigkeit interkultureller Medienkompetenz abgeleitet, die wiederum in Zusammenhang mit Intercultural awareness gebracht wird. Deutsch als Fremd- und
als Zweitsprache weisen als Fremdsprachenfächer einige Gemeinsamkeiten in Bezug auf Medienkompetenz auf, aber auch gravierende Unterschiede, wobei insbesondere
Deutsch als Fremdsprache als schulisches Unterrichtsfach im Ausland im Gegensatz zum schulischen Unterricht Deutsch als Zweitsprache an deutschen Schulen
betrachtet wird. Dies wird an vier Beispielen: Printmedien, Fremdenfeindlichkeit in den Medien, E-Mail-Kontakte und Sprachgebrauch in den Medien exemplifiziert.
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