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Informationen Deutsch als Fremdsprache • 33. Jahrgang • Heft 5 • Oktober 2006Inhalt
In diesem Beitrag wird zunächst die authentische Sprache von Deutschen in der Kommunikation mit Lernern der Zweit- und Fremdsprache Deutsch präsentiert und
analysiert. Sie wird dann im Kontext von Sprachentwicklungsprozessen mit anderen Formen und Registern reduzierter und grammatikalisierter Sprache verglichen.
Abschließend wird ein Verfahren skizziert, das die systematische Integration reduzierter Sprachformen in den DaZ- und DaF-Unterricht vorsieht. Dies erfordert
jedoch eine Neudefinition des Progressionskonzeptes im Unterricht.
Die vorliegende Studie beschreibt die aktuelle internationale DaF-Situation anhand von Datenmaterial verschiedener Länder in unterschiedlichen Teilen der Welt.
Dabei wird einerseits ein globaler quantitativer Rückgang der deutschen Sprache herausgearbeitet, während andererseits eine verstärkte Nachfrage nach einer
praxisorientierten und berufsbezogenen Sprachvermittlung des Deutschen besteht, die als qualitative Steigerung dem quantitativen Rückgang entgegengesetzt wird.
Diese Hinwendung von einer kulturvermittelnden Auslandsgermanistik zu einem praxisorientierten DaF-Unterricht ist erforderlich, wenn das Deutsche weltweit seine
Position als zweite oder dritte Fremdsprache behaupten will. Um diesen qualitativen Vorsprung des DaF-Unterrichtes an konstanten Lernerzahlen im schulischen und
universitären Bildungssektor sowie an den Goethe-Instituten und an den privaten Bildungseinrichtungen festzumachen, bedarf es nach der bildungs- und
wissenschaftssprachlichen Ausrichtung der deutschen Sprache zunehmend einer ökonomischen Perspektive. Die Attraktivität einer Sprache, gelernt zu werden, hängt in
der durch die Ökonomie globalisierten und dominierten Welt von der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit ihrer Sprechergemeinschaft ab. Spracherwerb bedeutet heute
nicht mehr primär Kulturtransfer, sondern verstärkt Technologietransfer, verstanden als Know-How-Transfer, worauf sich die Sprachvermittlung und die an ihr
Beteiligten einstellen müssen. Die langfristigen Chancen der deutschen Sprache als Fremdsprache hängen heute sehr stark von der Marktposition Deutschlands in der
Spitzentechnologie ab, die mit seinen Exportanteilen am Welthandel verbunden ist.
DaF im Ausland
Die südafrikanische Verfassung von 1996 zieht Konsequenzen aus der kulturellen und sprachlichen Diversität des Landes, die für andere Teile der Welt, vor allem
Europa, wegweisend sein können. Je weiter der Weg der europäischen Einigung voranschreitet, umso stärker wird man sich auch in Europa mit der Koexistenz
unterschiedlicher Sprachen und Kulturen in einem gemeinsamen Kommunikations- und Wertekontext auseinandersetzen und Sprachlehrkonzepte dieser veränderten
Situation anpassen müssen.
Die südafrikanische Verfassung verzichtet darauf, eine übergreifende Nationalsprache zu definieren, sondern erkennt unter Aufgabe der herkömmlichen Dichotomie von »Nationalsprache(n)« und »Fremdsprache(n)« elf Sprachen und ein offenes Kontinuum von »in Südafrika gesprochenen Sprachen«, darunter Deutsch, als Landessprachen an. Ein dynamischer Begriff von »nationaler Kultur« erklärt die Fähigkeit zu transkultureller Kommunikation zum höchsten Verfassungswert. Die große Herausforderung, aus dieser programmatischen Diversität eine kohärente Staatsgesellschaft zu formen, wird die südafrikanische Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten prägen. Tiefgreifende Schul- und Universitätsreformen haben unter anderem zum Ziel, eine multilinguale und transkulturelle Struktur auch im Bildungsbereich durchzusetzen. Die Universitäten sind angehalten, eine jeweils eigene Sprachenpolitik auszuarbeiten, die langfristig zu Mehrsprachigkeit in der Lehre im Sinne der Verfassung führen soll. Die Deutschabteilungen werden eingebunden in übergreifende kulturwissenschaftliche Studiengänge, in denen nicht mehr die Perfektionierung der Beherrschung einer Sprache, sondern transkulturelle kommunikative Kompetenz als oberstes Lernziel angesehen wird. Für das Fach Deutsch bedeutet dies einen Bedeutungsverlust, aber auch eine Chance, sich als universitäres Fach neu zu legitimieren.
Der vorliegende Artikel zeichnet anhand einer quantitativen Umfrage den gegenwärtigen Stand der Schreibförderung an japanischen Hochschulen nach. Auf Basis der
empirischen Befunde wird erörtert, zu welchem Zweck Schreiben eingesetzt wird, welche Stellung es zu anderen Fertigkeiten einnimmt und welche zielsprachlichen
Textsorten und Schreibkonventionen vermittelt werden. Dabei wird auch differenzierter betrachtet, welche Problemstellungen sich jeweils für deutsche und
japanische DaF-Lehrende im Schreibunterricht ergeben.
Der Beitrag skizziert den Forschungsstand im Bereich des multiplen Sprachenlernens. Es werden vorherrschende Tendenzen und neuere Erkenntnisse in der
Mehrsprachigkeitsforschung beleuchtet. Nach einem Überblick über das Sprachenlernen in Taiwan erfolgt eine kurze Erläuterung über die Charakteristik der im
vorliegenden Kontext thematisierten Sprachenkonstellation Chinesisch als L1, Englisch als L21 und Deutsch als L22. Die Spezifika des Lehrens und Lernens zweiter
bzw. weiterer Fremdsprachen werden am Beispiel des Deutschen erörtert, die nach Ansicht des Autors in ein integratives, curricular vernetztes
Mehrsprachigkeitskonzept (Deutsch mit Englisch) münden sollten. Im Anschluß werden Desiderata für die Arbeit mit Deutsch als zweite bzw. weitere gelernte
Fremdsprache nach Englisch formuliert.
Didaktik DaF / Aus der Praxis
In seinem Beitrag stellt der Autor einige Überlegungen zu einem fremdsprachlichen Leseunterricht an, in dessen Zentrum die Förderung von Textsortenkompetenz und
die Vermittlung von textsortenorientierten Lesestrategien als wichtige Elemente einer allgemeinen Lesekompetenz stehen. Nach einigen grundsätzlichen Ausführungen
zu Zweck und Ziel des fremdsprachlichen Leseunterrichts wird der Frage nach Rolle und Funktion von Textsortenwissen bei der Textrezeption nachgegangen. Der
folgende Abschnitt ist der Relevanz und dem Nutzen von Textsortenorientierung im Fremdsprachenunterricht gewidmet. Schließlich wird durch einen exemplarischen
Blick auf ausgewählte Lehrwerke die derzeitige Unterrichtspraxis im Bereich DaF bezüglich einer bewußtmachenden Textsortenarbeit kritisch betrachtet.
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