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Informationen Deutsch als Fremdsprache • 35. Jahrgang • Heft 6 • Dezember 2008InhaltArtikel
Ausgangspunkt dieses Aufsatzes ist der Begriff ›kulturelles Lernen‹, den Lev Wygotski und Jerome Bruner entwickelt haben. Wenn es zutrifft, dass Spracherwerb
(L2/L3) und kulturelles Lernen analog verlaufen, dann werden ältere Definitionen von ›Kognition‹ problematisch, die seit Selinker Interim-Sprachen und den
Hypothesentester in den Vordergrund stellen. Auf der anderen Seite zeigt der (inter-)kulturelle Zweig der Spracherwerbsforschung (wie diese insgesamt)
Abwehrreflexe gegenüber dem ›hard-boiled‹ Empirismus der Psycholinguistik und der Sprachproduktionsforschung. Der Bezug auf die ›Hirnforschung‹ bleibt allzu oft
Lippenbekenntnis, ›verstehende‹, interpretative Methoden haben immer noch Konjunktur.
Theorien und Konzepte der Sprachproduktionsforschung (Levelt, Kempen/Hoenkamp, Bock, Garrett) dagegen eröffnen Möglichkeiten, ›Kognition‹ einerseits kulturell zu verstehen und sie andererseits auf ihre physiologische Basis – kortikale Abruf- und Transformationsprozesse – zurückzuführen. In einem zweiten Schritt wird Kulturelles Lernen auf kommunikative Aspekte hin ausgelotet, und einige konkrete Unterrichtsvorschläge runden den Artikel ab. Didaktik DaF / Aus der Praxis
Der vorliegende Beitrag entstand im Anschluss an einen ›workshop‹ zum Titel, gehalten auf dem Lehrertag des kroatischen Lehrerverbandes in Šibenik 2007. Der
Beitrag ist als pragmatische Handlungsanweisung zur Erstellung und Bewertung von Lernfortschrittskontrollen für DaF gedacht. Er unterstützt im Zuge der Einführung
zentraler Sprachstandstests die Aufgabe von Lehrkräften, ihren Unterricht adaptierten schriftlichen Erfolgskontrollen zu unterziehen. Zur Umsetzung regt er
Verfahrensschritte an, die zu kontextualisierten und fertigkeitsorientierten Aufgaben führen. Voraussetzung bleibt eine zeitökonomisch realistische
Zugriffsmöglichkeit auf qualitativ abgesicherte authentische Texte im Internet. Dazu werden Vorschläge unterbreitet.
Übersetzt wird im (italienischen) DaF-Unterricht, wenn überhaupt, immer in Richtung Fremdsprache, meist zur praktischen Einübung theoretisch erfasster
Grammatikregeln. Im Gegensatz dazu wird es im späteren Berufsleben der DaF-Studenten kaum eine Übersetzertätigkeit mit der Zielsprache Deutsch geben, während ein
Großteil von ihnen beruflich sehr wohl mit Übersetzungen aus dem Deutschen in die eigene Muttersprache konfrontiert werden dürfte. Übersetzungsübungen L2–L1 haben
allein daher eine Daseinsberechtigung. Zudem regen sie zur intensiven Reflexion von Sprache an. Im Verlauf eines Projekts mit Masterstudenten der Universität
Venedig zeigte sich, dass solche Übungen nicht nur auf sehr positive Resonanz bei Deutschlernern stoßen und zu beachtlichen (Lern-)Ergebnissen führen, sondern
sich auch mühelos in Einklang mit den Forderungen des interkulturellen Ansatzes bringen lassen. Dass dieses Projekt im Rahmen eines übergreifenden Theaterprojekts
stattfand, war zweifellos eine ideale Voraussetzung.
Gedichte fristen im DaF-Unterricht ein Schattendasein. Der vorliegende Aufsatz berichtet von einem Projekt mit brasilianischen Studierenden des Faches Deutsch,
das lyrische Texte gewinnbringend in die Sprachvermittlung integrieren sollte: Durch Rezitation und szenisches Spiel wurden den Lernenden neben den Gedichten
Aspekte der deutschsprachigen Kultur näher gebracht. Neben dem Bericht über die konkrete Projektarbeit reflektiert der Aufsatz über die Bedeutung von Lyrik im
interkulturell perspektivierten DaF-Unterricht.
Inhaltsverzeichnis der Nummern 1–6, 35. Jahrgang (2008)
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