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Informationen Deutsch als Fremdsprache · 17. Jahrgang · Heft 2 · April 1990InhaltBeiträge
Die Institutionenkunde ist ein inzwischen ungeliebtes Kind der Landeskunde, wird aber in der Unterrichtspraxis sicherlich immer noch einen großen Raum einnehmen. Durch
den Einsatz von Rollenspielen kann aber gerade der Institutionenkundeunterricht zu einem besonders kommunikativen Teil des Landeskundeunterrichts werden, indem über einen
spielerischen, sinnverstehenden Zugang das direkte Erlebnis zur Grundlage einer kritischen Reflexion des Fremden und des Eigenen wird. Der Vergleich des britischen und
westdeutschen Wahlrechts ermöglicht dabei selbst bei einem vereinigten Deutschland und den dann sicherlich erforderlichen Korrekturen einen mit Sicherheit im Prinzip noch
für längere Zeit immer wieder aktuellen Ansatz.
Im Rahmen der `Interkulturellen Kommunikation' gibt es immer mehr Themen- und Forschungsberichte, die sich dem Phänomen `Fremde' widmen. Die vorliegende Arbeit versucht
auf interdisziplinärer Ebene transparent zu machen, inwieweit die Grenzen `des Anderen' als Objekte von Fremdbestimmungen (Stereotypisierungen, Romantisierungen,
Kategorisierungen usw.) in unserem Denken verschwimmen und zu Klischees und Exotismen (Klycchees) unserer Projektion werden können. Ein Problem ist dabei die Art des
methodischen Zugriffs, also die Frage, inwieweit es überhaupt möglich ist, `die Fremde' zu reflektieren, zu beschreiben oder überhaupt zu verstehen. Bestrebungen der
Begegnung mit `einem Anderen' unterliegen deshalb notwendig der Selbstreflexion von Handlungs- und Denkmustern.
Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierte Längsschnittstudie zur Erlernung des Deutschen durch 8 polnische Migranten beschreibt den Erwerb von
Ausdrucksmitteln für die Kommunikativen Funktionen `Modalität' (z.B. `Modalverben'), `Lokalität' (z.B. `konsative Verben'), `Kontrastivität' (z.B. die `Negation' oder die
`adversativen Konnektoren') und `Temporalität' (z.B. `temporale Adverbien', (morphologische) Tempusmarkierungen). Der vornehmlich ungesteuerte (und zum Teil gesteuerte)
Erwerb wurde vom Beginn des Lernprozesses an (Eintreffen der Migranten in Berlin) bis zu drei Jahre danach monatlich mit Hilfe von Tonband- und Videoaufnahmen für
unterschiedliche kommunikative Aufgaben dokumentiert. Computergestützte Transkriptionen und Datenanalysen ermöglichen eine differenzierte Auswertung individueller Wege
der Erlernung des Deutschen im Rahmen eines funktionalen Ansatzes der Lernervarietätenanalyse. Zu semantischen Stereotypen und Prozessen der Grammatikalisierung liegen
erste systematische Auswertungen vor (Reihe Berliner Papiere zum Zweitsprachenerwerb, FB-16, FU-Berlin).
Am Beispiel der WDR-Sendereihe ZeitZeichen werden die Einsatzmöglichkeiten von populärwissenschaftlichen Hörfunksendungen im DaF-Unterricht beschrieben. Nach Vorstellung
der Konzeption der Sendung ZeitZeichen (1) werden die Aspekte Landeskunde (2) und Hörverstehen (3) diskutiert, die für eine Anwendung im Fremdsprachenunterricht von
zentraler Bedeutung sind. Am konkreten Fall werden dann Möglichkeiten der Didaktisierung aufgezeigt (4). Als Beispiel dient die Sendung `08.05.1945 Kapitulation - V-Day -
Befreiung' von Helga Märthesheimer. Außerdem wird auf den Nutzen einer privaten (ZeitZeichen-)Audiothek hingewiesen, die dem/der DaF-Lehrenden eine Art akustisches
Nachschlagewerk bieten kann, mit dem seriöse Information in konziser Form schnell verfügbar zu machen ist.
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