|
|
Informationen Deutsch als Fremdsprache · 20. Jahrgang · Heft 4 · August 1993InhaltBeiträge
Anhand von selbsterstellten Modelldialogen werden kulturspezifische Denkhaltungen der Deutschen sichtbar gemacht. Ein von der empirischen Forschung der Psychologie
bereitgestelltes Ego-Struktur-Modell dient als theoretisches Fundament. In einer japanisch-deutschen Kontrastierung werden Perspektiven und Konfliktreflexionen
vorgenommen. Der Beitrag versteht sich als konkreter, didaktisch verwertbarer Vorschlag zur Verbesserung der interaktionalen interkulturellen Kompetenz. Darüber hinaus
möchte er eine Brücke zu landeskundlichen Manifestationen schlagen, durch die die an den Modelldialogen gewonnenen Einsichten differenziert und auf eine höhere
Abstraktionsstufe transponiert werden sollten.
In (zu) vielen interkulturellen Beiträgen beschäftigen sich DaF-Lehrende mit dem anderen, den ausländischen Lernern. Statt zu fragen, warum z.B. islamische Frauen
Kopftücher tragen, geht es nach meiner Meinung mehr darum zu untersuchen, warum es uns beschäftigt, d.h., was es mit uns zu tun hat. Für diesen Ansatz nehme
ich den Radikalen Konstruktivismus, die Gestaltpädagogik und die Individualpsychologie zuhilfe. Insbesondere interessiert mich auch das deutsch-deutsche Verhältnis (Warum
in die Ferne schweifen, sieh, das X liegt so nah). Selbstverständlich werden Übungen vorgestellt, die die Eigen- und die Fremdwahrnehmung verbessern können.
Der Aufsatz grenzt den inflationären Gebrauch des Projektbegriffs ein durch Darstellung seiner charakteristischen Wesensmerkmale und zeigt das ihm zugrundeliegende
Menschenbild. Es wird untersucht, ob Projektlernen auch im Fall des Deutschlernens von Menschen unterschiedlicher Muttersprache als besserer Unterricht uneingeschränkt
empfohlen werden kann. Den Hauptteil bildet die Darstellung projektorientierter Arbeit im Sprachunterricht mit MigrantInnen und Flüchtlingen. Neben Überlegungen zu den
Voraussetzungen (Schulorganisation, LehrerInnenrolle, LernerInnenbiographie), werden konkrete Beispiele und Projekte dargestellt. Den Beitrag beschließt eine kommentierte
Literaturliste.
DaF-Lehrer in den Niederlanden nehmen den Kanon des muttersprachlichen Literaturunterrichts häufig als Richtschnur für die Auswahl des Lehrstoffes. Anhand einer
Untersuchung von Literaturlehrbüchern mit Anthologien konnte ein niederländischer Kanon der 40 häufigsten deutschen Gedichte bestimmt werden. Dabei zeigten sich
Übereinstimmungen und Abweichungen vom deutschen Kanon im Echtermeyer. Karl Krolows "Robinson I" wurde von niederländischen DaF-Lehrern und Studenten als äußerst
schwierig empfunden. Eine empirische Untersuchung in zwei Gymnasialklassen ergab jedoch, daß ein derartig modernes Gedicht durchaus seinen Platz im DaF-Unterricht hat.
Schließlich wird dafür plädiert, die Rezeption des fremdsprachigen Schülers bei der Festlegung des Literaturkanons zu berücksichtigen.
Seit Beginn der achtziger Jahre zeichnet sich ein verstärktes Interesse an literarischen Texten in Deutsch als Fremdsprache ab. Dennoch steht die Entwicklung einer
fremdsprachenspezifischen Literaturdidaktik noch am Anfang. Ausgangspunkt des Beitrags ist die Frage, wie mit literarischen Texten im Unterricht "Deutsch als
Fremdsprache" umzugehen ist, damit ihre Lektüre Vergnügen bereitet. Es werden Ansätze einer fremdsprachenspezifischen Lesetechnik für literarische Texte vorgestellt und
deren Anwendung an einem Beispieltext (Sten Nadolny: Selim oder die Gabe der Rede. München 1992) demonstriert.
Die vom Emnid Institut übernommenen Fragen nach den "deutschen Eigenschaften" und den "größten Deutschen in der deutschen Geschichte" im Rahmen einer größeren Studie
führen trotz einer sicherlich nicht unproblematischen Methode der Erhebung zu Ergebnissen, die im Hinblick auf den Vergleich von Autostereotyp und Heterostereotyp
interessant sind. Es wird der Vorschlag gemacht, diese Ergebnisse unter Einbeziehung von aktuellen Daten zu Arbeitszeiten im internationalen Vergleich im
Landeskundeunterricht zu thematisieren.
|