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Informationen Deutsch als Fremdsprache • 26. Jahrgang • Heft 5 • Oktober 1999InhaltArtikel
Es wird die These vertreten, daß die Attraktivität einer Sprache nach außen (u.a.) von ihrem Zustand im »Inneren«, anders ausgedrückt: von ihrem sprachkulturellen
Niveau abhängt. Woran es der deutschen Sprachgemeinschaft fehlt, ist Sprachloyalität, um nicht zu sagen: Sprachstolz, den man in anderen Sprachgemeinschaften sehr
wohl beobachten kann. Gerade in Anbetracht der Herausforderungen europäischer Sprachenpolitik erwachsen der deutschen Sprachkultivierung neue wichtige Aufgaben,
Sprachloyalität, die genauer zu definieren sein wird, gehört dazu. Sie müßte in Schulen, in den Medien und nicht zuletzt der Wissenschaft gefördert werden, ohne
allerdings die deutsche Sprache gleichsam nach außen abzuschotten.
Thema ist eine generelle Erörterung der Frage, welche Beziehungen zwischen einer theoriegestützten empirischen Fremdsprachenerwerbsforschung und der
Fremdsprachenpraxis bestehen und bestehen sollten, welchen Nutzen die Forschung von der Praxis und die Praxis von der Forschung hatte und haben kann.
Ausgehend von der fachpolitischen These, daß das akademische Fach Deutsch als Fremdsprache ohne den Nachweis ›seriöser‹ empirischer Forschungen mittel-/langfristig im Konzert der anderen akademischen Fächer seine Eigenständigkeit aufs Spiel setzt, wird in der Folge eine Bilanzierung, Charakterisierung und Perspektivierung von Forschungen im Fach Deutsch als Fremdsprache versucht, die mit der Frage gekoppelt sind, in welcher Weise diese Forschungen von der Fremdsprachendidaktik rezipiert bzw. auch selbst durchgeführt wurden und für die Praxis von Relevanz waren und sind. In einem letzten Teil wird für ein kooperatives Verhältnis zwischen Fremdsprachenerwerbstheorie und -praxis in Form einer entsprechend ausgerichteten Forschung zum Nutzen beider plädiert.
Obwohl für das Deutsche seit einigen Jahren ein Lernerwörterbuch zur Verfügung steht, haben Lerner, die nicht sehr fortgeschritten in der Fremdsprache sind, oft
Schwierigkeiten bei der Benutzung. Um die Ursachen dafür zu ermitteln, wurden Think-aloud-Protokolle mit vier Studenten angefertigt, die Texte lasen und alle
unbekannten Wörter im Wörterbuch nachschlugen. Aus den ersten Ergebnissen dieser Studie konnten einige Vorschläge zur Wörterbuchdidaktik und Wörterbuchgestaltung
abgeleitet werden.
DaF im Ausland
Der Beitrag stellt die Ergebnisse einer Umfrage unter englischen und irischen Deutschlernern vor. Neben einleitenden Fragen zur Motivation und Einstellungen zum
Deutschen und zum Deutschstudium zielt die Untersuchung vor allem auf die Selbsteinschätzung der Studierenden in bezug auf Leistungsstand, Lerntechniken,
Lernschwierigkeiten und Lernziele. Am Beispiel der Lernbereiche ›Grammatik‹ und ›Wortschatz werden die Selbsteinschätzungen mit den tatsächlichen Schwierigkeiten
der Lerner verglichen.
Der Deutschunterricht in Form von deutsch-englischen Programmen existiert in Australien seit Mitte des 19. Jahrhunderts, das heißt seit Beginn der Einwanderung
deutscher Immigranten. Die heute noch bestehenden Abwandlungen dieser frühen Schulprogramme sind die sogenannten Sonnabendschulen sowie die bilingualen
Immersionsprogramme. Sehr viel stärker verbreitet als diese beiden Formen von DaF an Primarschulen ist jedoch DaF im Einschiebeunterricht an beispielsweise 30%
aller Primarschulen Queenslands. Der Artikel stellt die Besonderheit des DaF-Unterrichts im Einschiebeunterricht und den DaF-Unterricht in bilingualen Programmen
vor und diskutiert die Auswirkungen solcher Programme auf den allgemeinen Primarschulunterricht.
Ausgehend von neueren Publikationen zur Germanistik in Ostasien skizziert der Beitrag die Situation des Faches, die in dieser Region signifikante Gemeinsamkeiten,
aber auch nationale Besonderheiten aufweist. Im Mittelpunkt steht die Frage, welche Reformansätze die Germanistik in den ostasiatischen Ländern entwickelt (hat),
um der Krise des Faches zu begegnen.
Didaktik DaF / Aus der Praxis
Der Artikel versteht sich als ein von theoretischen wie praktischen Grundsatzüberlegungen ausgehender Vorschlag für den DaF-Unterricht. Hierbei wird einer
interdisziplinären und kulturell-offenen Projektarbeit, die von einer Analyse der konkreten Anforderungen an Lehrende und Lerner unter den spezifischen
Bedingungen einer sich verändernden Welt ausgeht, Priorität eingeräumt. Am Beispiel einer Seminarkonzeption in Ostasien bzw. der Ergebnisse eines Workshops in
Osteuropa wird zudem eine Weitung hergebrachter Blickwinkel angestrebt, indem kulturell gewachsene Vorstellungen und Gefühlswerte in den Gesamtkontext einbezogen
werden, die Sachtexte nicht zu leisten vermögen. Andererseits ist zu beachten, daß die Massenmedien diese Sphäre schon längst für sich nutzen. Werbespots, Shows,
Seifenopern, Thriller etc. entwerfen virtuelle Bilder und suggerieren Glücksvorstellungen, Ängste, Träume und Wünsche, die oft an den Realitäten vorbeigehen. Hier
gilt es anzusetzen, wenn DaF-Arbeit auch Verantwortung übernehmen will für immanente Werte und Einstellungen, die bei der Orientierungssuche junger Menschen mit
Blick auf die Anforderungen des kommenden Jahrhunderts nicht nur im sozial geschüttelten Osteuropa von Bedeutung sein dürften.
Aus der Arbeit des FaDaF
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