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Informationen Deutsch als Fremdsprache • 27. Jahrgang • Heft 5 • Oktober 2000InhaltArtikel
In dem Vortrag wird dafür plädiert, daß Anteile von DaF und DaZ in jedes grundständige Studium des Faches Deutsch und der Germanistik integriert werden müssen,
wenn AbsolventInnen des Faches Deutsch auf interkulturelle Kommunikation und transnationale Zusammenarbeit vorbereitet werden sollen. Diese Forderung gilt nicht
nur für die Magister , sondern insbesondere auch für die Lehramtsstudiengänge: Wer heute das Fach Deutsch mit dem Ziel studiert, als Lehrkraft für das Fach
Deutsch in den Schuldienst einzutreten, wird für das Fach »Deutsch als Muttersprache« ausgebildet; d. h. unsere Deutschlehrerausbildung schreibt die
Ausbildungstradition des 19. und 20. Jahrhunderts fort und bildet Lehrkräfte für den Unterricht im Fach Deutsch als Muttersprache aus, ohne auf die Veränderungen
in der modernen Gesellschaft zu reagieren. Diese Veränderungen betreffen u. a. folgende Aspekte: 1. Der Anteil von SchülerInnen mit Migrationshintergrund, die
nicht monolingual und monokulturell sozialisiert werden, steigt in den deutschen Schulen ständig an. 2. Durch Lehreraustausch und Lehrerentsendungsprogramme
sollen die Europafähigkeit der Schulen und das Interesse an der deutschen Sprache im Ausland unterstützt werden. 3. Viele AbsolventInnen des Lehramtstudiums
arbeiten nicht als Lehrkräfte im Schuldienst, sondern auf Gebieten, in denen Kenntnisse im Bereich Deutsch als Fremdsprache und / oder Zweitsprache von Vorteil
wären. Befähigungen im Bereich DaF und DaZ sind deshalb heute sowohl als Rüstzeug von Lehrerinnen im Schuldienst als auch von GermanistInnen in zahlreichen
außerschulischen Berufsfeldern erforderlich. Inwieweit DaF und DaZ dabei differenziert werden müssen und auch durch Ausbildungsteile in DaF Qualifikationen für
DaZ und umgekehrt erworben werden können, wird mit Bezug auf konkrete universitäre Ausbildungsstrukturen diskutiert.
DaF im Ausland
Die Arbeit mit Lehrwerken für Deutsch als Fremdsprache, die für den universalen Gebrauch konzipiert sind, stellt die Lehrenden in einem zielsprachenfernen und
kulturell exotischen Land wie Südkorea vor besondere Probleme. In einer Lektorenbefragung wurde die Anpassung von Lernzielbestimmungen an die institutionellen und
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen untersucht. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht der Umgang mit dem Lernziel kommunikative Kompetenz, das durch die
Orientierung der Lehrwerke am Zertifikat Deutsch als Fremdsprache vorgegeben wird.
Deutsch spielt im portugiesischen Bildungswesen nur in der Sekundarstufe eine größere Rolle. Zur Lehrerausbildung ist es an zehn Universitäten vertreten und unter
den Studenten durchaus beliebt. Wichtige Besonderheiten der Ausbildung sind das Nebeneinanderbestehen integrierter und sequentieller Studiengänge und die den
jungen Lehrern bereits im Referendariat zugestandene Verantwortung. Inhaltlich und konzeptionell verändert sich das Studium hin zu einer Stärkung der Rolle der
Erziehungswissenschaften und der Fachdidaktik und hin zu mehr Flexibilität und Eigenverantwortung für die Studierenden bei der Gestaltung des Studiums.
Auf der Grundlage einer 1999 durchgeführten Befragung der Deutsch-Studierenden des ersten Studienjahres am Institut Bourguiba der Universität Tunis werden
Österreich-spezifische Wahrnehmungs- und Verknüpfungsmuster dargelegt. Im besonderen geht es um ein Österreich mit Deutschland verknüpfendes Wahrnehmungsschema;
dessen Entstehung und mögliche Implikationen für den Landeskundeunterricht werden angesprochen.
Der vorliegende Beitrag beschreibt den DaF-Unterricht in Kasachstan vor und nach der Wende, d. h. in sowjetischer und in postsowjetischer Zeit (ab 1991). Die
Autorin berichtet über den Stand des Deutschen als einer Fremdsprache im Land bzw. in der Hauptstadt, über gegenwärtige Probleme sowie Erfolge im Lehr- und
Lernprozeß, beim Entwickeln von Lehrplänen und neuen Lehrmethoden. Deutsch gehört heute nicht zu den populärsten Fremdsprachen, wie es in der Sowjetzeit der Fall
war. Aber das Potential von gut entwickelten Lehrverfahren und von hochqualifizierten Lehrkräften ist groß, deshalb braucht der DaF-Unterricht dringend
Unterstützung. In dieser Hinsicht ist die Tätigkeit des Lehrstuhls Deutsch der Eurasischen Gumiljow-Universität in Astana sehr wichtig.
Seit langem besteht bei vielen Sprachforschern der Wunsch, authentisches mündliches Sprachmaterial aus der Wirtschaft untersuchen zu können. Viele scheiterten bei
dem Versuch, solches Material zu erhalten, wobei seitens der Wirtschaft in erster Linie Diskreditionsbedenken als Absagegrund angegeben wurden. Der Artikel
beschreibt, wie und warum es im Rahmen eines Forschungsprojektes an der Hochschule Østfold in Norwegen gelang, die üblichen Hindernisse zu überwinden und
innerhalb eines Jahres insgesamt 15 Stunden authentischer Aufnahmen zu machen und dabei die Türen für künftige Aufnahmen zu öffnen. Im 2. Teil werden die
Dokumentations- und Archivierungsarbeiten sowie Möglichkeiten der wissenschaftlichen und didaktischen Arbeit mit dem Material dargestellt.
Didaktik DaF/ Aus der Praxis
Dolmetschen und Übersetzen ist eine Tätigkeit, die nicht nur zwischen Sprachen und Individuen, sondern auch zwischen Kulturen mittelt und daher die eigene wie
auch die fremde Kultur miteinbeziehen muß. Bringen die Kinder ehemaliger Arbeitsmigranten, die das Fach Deutsch bzw. Deutschdidaktik studieren, entsprechende
Kompetenzen mit, kann man diese Kompetenzen im Studium gezielt aufbauen? Am Beispiel des Literaturunterrichts an der Deutschabteilung einer türkischen Universität
wird dargelegt, wie über die Rezeption und Interpretation von Reiseberichten die eigen- und fremdkulturelle Auseinandersetzung initiiert und gefördert werden
kann.
Tagungsankündigungen
Über die Autoren
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