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Informationen Deutsch als Fremdsprache • 36. Jahrgang • Heft 6 • Dezember 2009InhaltArtikel
In diesem Artikel wird eine Studie vorgestellt, die sich mit der Selbst- und Fremddarstellung nichtmuttersprachlicher Antragsteller(innen) im wissenschaftlichen
Genre des Stipendienantrags beschäftigt, einem Genre mit multipler Autorschaft. Ich greife auf text- und gattungsanalytische Konzepte zurück und analysiere
Positionierungen (Davies/Harré 1990), die für die interkulturelle Pragmatik fruchtbar gemacht werden. Ich unterziehe einige Anträge von Graduierten, Doktoranden
und Promovierten aus kaukasischen und mit-tel-asia-ti-schen Ländern der ehemaligen Sowjetunion (nicht Russland) an einen deutschen Stipendiengeber einer
diskurspragmatischen Analyse, welche in einem Drittel der sozial- und geisteswissenschaftlichen Anträge institutionell inadäquate Positionierungen zeigt.
Verschiedene Textteilsegmente werden exemplarisch diskutiert, die u. a. Explizitheit und Implizitheit in der Attribution von Spezialistentum als problematisch
ausweisen. Abschließend geht es noch um die Verortung der Kulturunterschiede. Konzepte von »Nation« geben keinerlei Ressource für eine Erklärung der beobachtbaren
Differenzen her; stattdessen ist eine institutionensoziologische Unterfütterung hilfreich, die klärt, wie die jeweiligen wissenschaftlichen Praxisgemeinschaften
funktionieren.
Ausgehend von einer Skizze basaler Elemente der Gedächtnisforschung entwickelt der Aufsatz ein Konzept zur landeskundlichen Vermittlung »deutscher Erinnerungsorte«
in interkulturellen Zusammenhängen. Dabei werden vier Prinzipien für die Auswahl und Behandlung der Erinnerungsorte diskutiert: 1) das Prinzip der Perspektivität,
Varietät und Konfliktivität, 2) das Prinzip der Gegenwartsrelevanz, 3) das Prinzip der interkulturellen Ausrichtung und 4) das Prinzip der Mediengebundenheit
kollektiver Erinnerungen. Zuletzt werden signifikante Erfahrungen des Verfassers im Kontext seiner landeskundlich-erinnerungsgeschichtlichen Lehrtätigkeit am
Zentrum für Deutschland- und Europastudien in Sofia/Bulgarien geschildert und reflektiert.
Didaktik DaF / Aus der Praxis
In der akademischen Schreibdidaktik des Faches Deutsch als Fremdsprache dominiert die fertigkeitsorientierte Vermittlung sprachlicher und textueller Formen, die
weitgehend von den Inhalten entkoppelt werden; gleichzeitig weisen die Materialien und ihre Didaktisierung auffallende Ähnlichkeiten mit den
Hochschuleingangsprüfungen DSH und TestDaF auf. Der folgende Aufsatz stellt einen thematisch und inhaltlich fokussierten Schreiblehrgang (»Erinnerungsorte und
Erinnerungskultur«) für prospektive Studenten der Geistes- und Sozialwissenschaften vor. Die didaktische Reflexion möchte daran erinnern, wie konstitutiv Inhalte
für den Fremdsprachenerwerb sind. Um einen »Mittelweg« zu beschreiten, d. h. eine Position, die Sprache und Inhalte in ein ausbalancierteres Verhältnis bringt,
wird ein Anschluss an den bilingualen Sachfachunterricht und – thematisch – an die kulturwissenschaftlich orientierte Landeskunde empfohlen.
Der Umgang mit Redemitteln im Fremdsprachenunterricht lässt vielerorts zu wünschen übrig. Lehrwerksautoren und Lehrende begnügen sich häufig damit, unkommentiert
Listen mit Redemitteln anzubieten, ohne der Tatsache Rechnung zu tragen, dass Fremdsprachenlerner bei deren Erwerb auf eine Fülle semantischer, stilistischer und
grammatischer Schwierigkeiten stoßen. Der Beitrag möchte den Blick für die Lernerperspektive schärfen und am Beispiel einer Trainingseinheit zum Sprechakt des
»Bezugnehmens« für den Einsatz im fach- bzw. berufsbezogenen Fremdsprachenunterricht »Wirtschaft« aufzeigen, wie gezielte Wortschatzarbeit an Redemitteln aussehen
kann.
Berichte
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Inhaltsverzeichnis der Nummern 1–6, 36. Jahrgang (2009)
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